Wolfgang Gerhardt: Ein Leben für den Liberalismus in Deutschland beendet
Der ehemalige FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt ist im Alter von 80 Jahren in Wiesbaden verstorben, ein Verlust für den politischen Liberalismus in Deutschland, der am Freitag für Trauer und ehrende Erinnerungen sorgt.
Berlin (dpa) – Ein großer Name der politischen Landschaft ist von uns gegangen! Der ehemalige FDP-Chef Wolfgang Gerhardt ist im Alter von 80 Jahren verstorben. Der traurige Verlust wurde am Freitagmorgen in Wiesbaden bekannt gegeben, und FDP-Chef Christian Lindner brachte im Namen der Familie seine Betroffenheit zum Ausdruck: „Fast 60 Jahre hat er sich mit der FDP gemeinsam für eine freie und starke Gesellschaft eingesetzt. Sein Tod macht mich zutiefst traurig.“ Auch andere Parteikollegen sind schockiert und fühlen das Gewicht seines Weggangs.
Geboren am 31. Dezember 1943 im hessischen Ulrichstein, war Gerhardt ein Mann der Überzeugungen und der Taten. Seine politische Laufbahn nahm ihren Anfang in Hessen, wo er 1978 zum ersten Mal in den Landtag ein zog und bald als Landesvorsitzender der FDP in der Region die Geschicke lenkte. Durch seine energische Tatenkraft schaffte er es bis an die Spitze der Bundespartei und führte die Liberalen von 1995 bis 2001, während er sich von 1998 bis 2006 zudem der Bundestagsfraktion widmete. „Wir haben einen herausragenden Liberalen verloren,“ so FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai.
Ein Mann der leisen Töne
Gerhardt war kein Mann der großen Show – seine Stärken lagen im gediegenen und nüchternen Stil. Während andere es vorzögen, ins Rampenlicht zu treten, setzte Gerhardt auf subtile Überzeugungskraft und feines Gespür für die Politik. Lindner ergänzt, er sei „nie ein Machtpolitiker“ gewesen und in schwierigen Zeiten tatkräftig geblieben, um die FDP zusammenzuhalten und zu unterstützen.
Im Bundestag war er von Anfang an aktiv, auch wenn sein Wunsch, Außenminister zu werden, unerfüllt blieb, nachdem die rot-grüne Koalition 2002 die Wahl gewann. „Liberalismus war für ihn immer nicht nur ein parteipolitisches Programm, sondern vielmehr eine Haltung“, so Djir-Sarai anlässlich des traurigen Anlasses. Und auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) fand bemerkenswerte Worte: „Gerhardt war ein herausragender Politiker, ein Mann der leisen Töne, dessen Rat sehr viele gerne gehört haben.“
Ein Vermächtnis des Pluralismus
Wolfgang Gerhardt wird als Vordenker des politischen Liberalismus in Deutschland in Erinnerung bleiben. Nach dem Verlust seiner führenden Ämter engagierte er sich in der Friedrich-Naumann-Stiftung und setzte seine Visionen für eine pluralistische Gesellschaft unermüdlich um. Seine Leidenschaft und Hingabe für die Belange der Menschen werden in der Politik schmerzlich vermisst werden – „Sein Einsatz für ein besseres Deutschland wird uns fehlen“, lautete die einhellige Meinung der vielen, die ihn schätzten.
Gerhardt hinterlässt ein bemerkenswertes Erbe, das weit über Politik hinausgeht. Ein erfülltes Leben, das für Werte und Überzeugungen stand und vielen als Inspiration dient. Die Trauer um diesen großen Liberalen wird weit über die Grenzen der FDP hinaus spürbar sein.