Brandenburg an der Havel

DDR-Kunst im Aufwind: Potsdam entdeckt die Schätze der Vergangenheit

Die Wiederentdeckung der Kunst aus der DDR ist ein faszinierendes Kapitel in der deutschen Kulturgeschichte. Lange Zeit wurde diese Kunst als minderwertig und politisch instrumentalisiert abgetan. Ein markantes Beispiel ist der provokante Satz des Malers Georg Baselitz aus dem Jahr 1990: „(…) es gibt keine Künstler in der DDR.“ Dieser Satz markierte den Beginn eines heftigen Bilderstreits zwischen Ost- und Westdeutschland, der bis heute nachwirkt. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute wird die Kunst aus der DDR ernsthaft und vorurteilsfrei betrachtet, wie die MAZ berichtet. Die Generation der Nachwendekinder erkundet aktiv ihre Ost-Identität und bringt frischen Wind in die Diskussion.

In Brandenburg gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Museen, die sich mit der Kunst aus der DDR beschäftigen. Das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BMLK) in Cottbus und Frankfurt (Oder) ist ein herausragendes Beispiel. Direktorin Ulrike Kremeier hat in den letzten zehn Jahren eine steigende Aufmerksamkeit für diese Kunstform festgestellt. Museen in Westdeutschland sowie internationale Institutionen zeigen ein wachsendes Interesse an den Beständen des BMLK. Kremeier betont, dass es heute einfacher sei, Fördermittel für Projekte zur Kunst aus der DDR zu akquirieren.

Vielfalt und Qualität der DDR-Kunst

Die Ausstellungen im BMLK sind vielfältig und wechseln regelmäßig – bis zu 24 Wechselausstellungen pro Jahr. Kremeier erklärt, dass die Sammlung des Museums, die mit 30.000 Werken den größten Bestand an Kunst aus Ostdeutschland weltweit umfasst, eine wertvolle Ressource darstellt. Dabei wird nicht nur auf die künstlerische Qualität geachtet, sondern auch auf die Vielfalt der Perspektiven und Stile. „Viele Arbeiten haben ein sehr hohes Maß an künstlerischer Qualität“, sagt Kremeier. Sie möchte den Begriff des Sozialistischen Realismus vermeiden, da dieser suggeriert, dass es nur eine bestimmte Ausdrucksform gegeben habe.

Ein weiteres bemerkenswertes Projekt ist das Kunstarchiv Beeskow, das 17.000 Werke aus der DDR beherbergt. Andrea Wieloch, die Leiterin des Archivs, berichtet von einem starken Interesse an den Werken. Regelmäßig kommen Leihaufträge herein, und Fachkollegen erkunden den Bestand. Die öffentliche Wahrnehmung der DDR-Kunst hat sich gewandelt; immer mehr junge Menschen interessieren sich für die Geschichte und die künstlerischen Ausdrucksformen dieser Zeit. „Die Menschen wollen heute mehr Nuancen erfahren und keine Klischees hören“, hebt Wieloch hervor.

Ein Blick in die Zukunft der DDR-Kunst

Die Kunst aus der DDR wird nicht nur in Museen, sondern auch in neuen Formaten präsentiert. Im Potsdamer Museum „Minsk“ werden Werke aus der Sammlung Hasso Plattner internationalen zeitgenössischen Kunstpositionen gegenübergestellt. Ab Februar 2025 wird eine große Sammlungspräsentation ausschließlich Kunstwerke aus der DDR zeigen, darunter Arbeiten von namhaften Künstlern wie Hartwig Ebersbach und Cornelia Schleime.

Die Kunst aus der DDR ist heute ein global relevantes Thema, das weit über die Grenzen Deutschlands hinausgeht. Sie ist nicht nur Teil der ostdeutschen Geschichte, sondern auch ein bedeutendes Element des Kalten Krieges und somit Teil der Weltgeschichte. Die vergehende Zeit erlaubt einen unbefangeneren Blick auf diese Kunst, was die Diskussion um ihre Bedeutung und Relevanz weiter anheizt, wie auch ZDF Mittagsmagazin berichtet.

Insgesamt zeigt sich, dass die Kunst aus der DDR nicht nur ein vergessenes Kapitel ist, sondern ein lebendiges und dynamisches Feld, das weiterhin erforscht und neu bewertet wird. Die Museen und Archive leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass diese Kunst nicht in Vergessenheit gerät und die Geschichten der Künstlerinnen und Künstler aus der DDR weiterhin erzählt werden.

NAG Redaktion

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