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In Cottbus ist die gesundheitliche Grundversorgung momentan stark gefährdet. Zum Jahresende sind insgesamt zehn Allgemeinmediziner in den Ruhestand gegangen, oft ohne dass Nachfolger in Sicht sind. Diese Situation hat dazu geführt, dass viele Hausärzte in der Stadt überlastet sind und keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Die Betroffenen empfinden die Suche nach einem Hausarzt als eine „Klinkenputztour“ und schildern große Verzweiflung, die teilweise sogar in Tränen mündet.
Die Problematik wird durch die Tatsache verschärft, dass Patienten möglicherweise bis zu einer Stunde weit fahren müssen, um einen Arzt zu finden, was besonders für chronisch Kranke oder ältere Menschen eine Herausforderung darstellt. Im Umland ist die Lage ähnlich angespannt. Diskussionen über mögliche Lösungen sind im Gange, wie etwa die Eröffnung eines städtischen Medizinischen Versorgungszentrums, das Anfang 2025 in Lübben starten soll.
Ruhestand und Nachfolgesuche
Die Situation in Cottbus ist geprägt von einem signifikanten Ärztemangel. Luca Lehnig, der über 26 Jahre eine Praxis führte, geht ebenfalls in den Ruhestand, wobei sein Sohn die Praxis übernimmt. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin Brandenburg (KVBB) berichtet von insgesamt sieben Ärzten, von denen lediglich drei Nachfolger gefunden haben. Lehnig selbst spricht von elf Kollegen, von denen nur zwei Nachfolgeoptionen präsentieren konnten.
Er beschreibt die Gesundheitslage als prekär, da seine Praxis täglich bis zu 20 Anfragen neuer Patienten erhält, obwohl sie bereits vollständig ausgelastet ist. Der Gesundheitsdezernent Thomas Bergner betont, dass die Stadt nur begrenzten Einfluss auf die Situation hat. Trotz eines angegebenen Versorgungsgrads von knapp 100 Prozent in Cottbus sind 320 Hausarztstellen in ganz Brandenburg unbesetzt. Die Stadt plant, ein neues Medizinisches Versorgungszentrum anzusiedeln, um der schwierigen Lage entgegenzuwirken.
Lehnig hat zudem angeregt, Anreize wie ein kostenloses Probewohnen für angehende Mediziner zu schaffen. Die Hoffnung auf eine Ausbildung von Medizinern in Cottbus, die Ende 2026 beginnen soll, gibt Anlass zur Hoffnung, jedoch fürchtet Lehnig, dass bis zur Ausbildung der ersten Studierenden eine kritische Versorgungslücke bestehen bleiben könnte.