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Frauen in der DDR: Emanzipation oder Illusion der Gleichberechtigung?

Die Rolle der Frauen in der DDR war ein zentrales Thema, das kürzlich von Anna Kaminsky, der Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, beleuchtet wurde. In einem Gespräch mit der MAZ thematisierte sie die Bedingungen, unter denen Frauen in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik lebten. Kaminsky, die in Gera geboren wurde und in der DDR aufwuchs, hat 2016 das Buch „Frauen in der DDR“ veröffentlicht. Sie studierte Sprachwissenschaften in Leipzig und gibt heute einen tiefen Einblick in die gesellschaftliche Lage von Frauen in der DDR.

Die Politik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) war von kommunistischen und sozialistischen Vorstellungen geprägt. Frauen in der DDR waren oft berufstätig und übernahmen gleichzeitig die Care-Arbeit in ihren Familien. Diese duale Belastung wurde von der Regierung gefördert, um sicherzustellen, dass Männer keine Nachteile durch die Berufstätigkeit ihrer Partnerinnen erlitten. In der Anfangsphase der DDR gab es gezielte Kampagnen, die Frauen in die Arbeitswelt integrieren sollten, wobei Männern versprochen wurde, dass die Berufstätigkeit ihrer Frauen ihnen Vorteile bringen würde.

Frauen als Teil der staatsideologischen Agenda

Der wirtschaftliche und politisch-ideologische Hintergrund der Berufstätigkeit von Frauen in der DDR differierte erheblich von feministischen Bewegungen. Kaminsky stellte fest, dass die Staats- und Parteiführung kein wirkliches Interesse an der Emanzipation der Frauen hatte; diese sollten vielmehr gefügig bleiben und vor allem den Einfluss der Staatsführung stärken. Während in Westdeutschland die Hausfrauenehe vorherrschte und berufstätige Frauen oft in einem negativen Licht gesehen wurden, waren in der DDR die meisten Frauen voll berufstätig und finanziell unabhängig, jedoch nicht gleichberechtigt.

Nach der Wende gab es bei vielen Frauen aus der DDR den Wunsch, weiterhin berufstätig zu sein, jedoch mit besseren Teilzeitmöglichkeiten. Umfragen aus den Jahren 1989/90 verdeutlichten, dass die Mehrheit der Frauen nicht daran interessiert war, aus dem Berufsleben auszuscheiden. Trotz der oft als negativ empfundenen Wahrnehmung als „Verliererinnen“ der deutschen Einheit fühlten sich viele Frauen aus der ehemaligen DDR nicht so. Sie hatten gelernt, hohe Belastungen auszuhalten und konnten von ihren Erfahrungen nach 1990 profitieren. Ihre Flexibilität und Bereitschaft, neue Ausbildungen zu beginnen, wenn sie arbeitslos wurden, waren weitere Merkmale, die sie prägten.