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Der Landkreis Rotenburg in Niedersachsen setzt auf innovative Methoden in der Notfallmedizin und integriert digitale Beratung sowie Unterstützung durch Telenotfallmediziner in seine Rettungsdienste. Wie lk-row.de berichtete, ist das langfristige Ziel des Landkreises die flächendeckende und einheitliche Versorgung aller Rettungsfahrzeuge, darunter Rettungswagen (RTW), Notarzt-Transportwagen (N-KTW) und Notarztfahrzeuge (NEF), mit telenotfallmedizinischer Unterstützung.
Landrat Marco Prietz betonte die herausragende Bedeutung der Telenotfallmedizin für die rettungsdienstliche Versorgung und nannte die Kernaufgaben dieser modernen Form der Notfallbehandlung. Dazu gehören die telemedizinische Fernbehandlung von Patienten vor Ort, die Patientenaufklärung, die Unterstützung von Notärzten in komplexen Einsätzen sowie die telemedizinisch unterstützte Patientenverlegung und die Supervision zur Aus- und Weiterbildung von Notärzten. Telenotfallmedizin ersetzt dabei keine bestehenden Rettungsmittel, sondern bietet wertvolle zusätzliche Unterstützung. Die Rettungsfahrzeuge sind mit speziellen Halterungen ausgestattet, um Smartphones und andere Geräte zu tragen, sodass medizinische Daten digital an den Telenotarzt übertragen werden können. Aktuell ist ein Telenotarzt-Standort in Goslar eingerichtet, mit weiteren Standorten in Niedersachsen in Planung, die vernetzt werden sollen, um schnell den nächsten verfügbaren Telenotfallmediziner zu erreichen.
Telenotarzt als Antwort auf Herausforderungen in der Notfallversorgung
Die Notfallmedizin steht vor verschiedenen Herausforderungen, wie ein Anstieg der Nachfrage durch eine alternde Bevölkerung sowie eine sinkende Zahl verfügbarer Fachkräfte. In diesem Zusammenhang wird der Telenotarzt als hochverfügbare Ressource betrachtet, die per Video- und Audioverbindung Unterstützung in Echtzeit bietet. Laut arztkonsultation.de ergänzt der Telenotarzt bestehende bodengebundene Notärzte und ermöglicht eine flexible Notfallversorgung. Notfallsanitäter können den Telenotarzt am Einsatzort zuschalten, um Entscheidungen zu treffen und die Dokumentation zu erleichtern.
Pilotprojekte in verschiedenen Regionen, unter anderem in Aachen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, zeigen bereits Erfolge des Telenotarzt-Systems, besonders in ländlichen Gebieten. Die technologische Grundlage dieser Entwicklungen umfasst mobile Router, Apps und cloudbasierte Systeme, die Vitaldaten in Echtzeit übertragen. Die Kommunikation erfolgt durch Bluetooth-Headsets und spezielle Brusthalterungen für Kameras, wobei auch audiobasierte Fallback-Optionen bei schwacher Netzabdeckung vorhanden sind. Für die Einführung des Telenotarztes sind umfassende Schulungen sowie eine Anpassung der Arbeitsweise erforderlich, um die Akzeptanz der digitalen Dokumentation zu fördern.
In einem Blick auf internationale Beispiele zeigt sich, dass Länder wie die USA und die Schweiz Telemedizin erfolgreich nutzen, um die Rettungsdienste zu entlasten. Deutschland kann von diesen Erfahrungen profitieren und seine strukturellen Ansätze anpassen. Die Vision für die Zukunft sieht vor, dass telemedizinische Netzwerke Fachärzte überregional verknüpfen und eine 24/7-Verfügbarkeit sicherstellen. Der Telenotarzt wird somit als Schlüssel zur Transformation der Notfallversorgung betrachtet, da er die Versorgungssicherheit erhöht und Ressourcen schont. Um eine flächendeckende Implementierung zu gewährleisten, sind umfassende Schulungen, enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren sowie klare politische Rahmenbedingungen notwendig.