Gedenken an die Reichspogromnacht: Veranstaltungen in Göttingen und Umgebung
Am 9. November 1938 brannten in Deutschland Synagogen, jüdische Häuser und Geschäfte wurden zerstört, und viele Jüdinnen und Juden wurden brutal überfallen und ermordet. Dieser Tag, der als Reichspogromnacht bekannt ist, wird in der Region Göttingen mit einer Vielzahl von Gedenkveranstaltungen gewürdigt. In einer Zeit, in der antisemitische Übergriffe in Deutschland wieder zunehmen, ist es wichtiger denn je, sich an die Schrecken der Vergangenheit zu erinnern und sich für Frieden und Demokratie einzusetzen. Wie [der Landkreis Göttingen](https://www.landkreisgoettingen.de/nachrichtendetail/gedenken-an-novemberpogrome-1938-landrat-riethig-wirbt-fuer-frieden-und-demokratie-landkreis-beteiligt-sich-an-verschiedenen-projekten) berichtet, ist der 9. November ein Schicksalstag, der uns alle dazu auffordert, aktiv gegen Antisemitismus und Rassismus einzutreten.
In Göttingen wird am Samstag, dem 9. November, ein Klangraum-Gottesdienst in der Kirche St. Johannis stattfinden, bei dem das Harnisch Ensemble unter der Leitung von Bernd Eberhardt jüdische liturgische Musik von Louis Lewandowski aufführen wird. Der Gottesdienst beginnt um 17 Uhr und wird von einem gemeinsamen Spaziergang zur Gedenkfeier an der ehemaligen Synagoge gefolgt. Um 18 Uhr lädt die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen zu einer Gedenkstunde auf den Platz der Synagoge ein, die von Schülerinnen und Schülern des Max-Planck-Gymnasiums gestaltet wird. Diese Veranstaltung wird musikalisch untermalt und thematisiert das Schicksal einer jüdischen Familie während der nationalsozialistischen Herrschaft.
Vielfältige Gedenkveranstaltungen in der Region
In der Weender St.-Petri-Kirche wird das Klezmer-Projekt-Orchester Klezpo am Abend des 9. November auftreten. Das Ensemble, das unter der Leitung von Wieland Ulrichs steht, wird sowohl traditionelle Tanzmusik als auch sakrale Musik aus der Synagoge präsentieren. Der Eintritt zu diesem bewegenden Konzert ist frei. Außerdem wird am Sonntag, dem 10. November, ein Vortrag über den „Jüdischen Kulturbund“ in der jüdischen Kultusgemeinde Göttingen stattfinden, bei dem Kantor François Lilienfeld die Lebensgeschichten betroffener Musikerinnen und Musiker beleuchten wird.
In Duderstadt wird am Freitag, dem 8. November, eine Führung stattfinden, die sich mit der jüdischen Geschichte der Stadt von 1933 bis 1945 beschäftigt. Diese Initiative, die von „Duderstadt bleibt bunt“ organisiert wird, führt die Teilnehmer zu wichtigen Orten, darunter die ehemalige Synagoge und den jüdischen Friedhof. Die Führung beginnt um 15 Uhr am historischen Rathaus und dauert etwa 90 Minuten. Für Interessierte ist eine Anmeldung erforderlich.
Erinnerung und Aufklärung
In Dransfeld wird am Samstag ab 16:30 Uhr eine Gedenkstunde in der ehemaligen Synagoge abgehalten, die durch einen Film ergänzt wird, den Schüler der IGS Göttingen-Geismar in Zusammenarbeit mit der Liberalen Jüdischen Gemeinde erstellt haben. In Northeim wird um 18 Uhr eine Kranzniederlegung am Gedenkstein für die ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger stattfinden, während in Rosdorf um 16 Uhr eine Gedenkstunde auf dem Jüdischen Friedhof geplant ist, die auch den Opfern des Krieges im Nahen Osten gedenken wird.
Zusätzlich wird am 9. November eine Ausstellung im Historischen Rathaus Duderstadt eröffnet, die das Schicksal der Familie Ballin während der Nazizeit thematisiert. Diese bildlastige Schau wird bis zum 19. November zu sehen sein und bietet einen tiefen Einblick in die jüdische Geschichte der Region.
Die Vielzahl der Veranstaltungen in der Region Göttingen zeigt, wie wichtig es ist, die Erinnerung an die Reichspogromnacht wachzuhalten. Der Landrat Marcel Riethig betont, dass jeder Einzelne gefordert ist, sich gegen Diskriminierung und Unterdrückung zu stellen. „In unserem Landkreis dürfen wir Hass, Hetze und Antisemitismus nicht tolerieren“, so Riethig. Diese Worte sind eine eindringliche Mahnung, dass die Geschichte nicht vergessen werden darf und dass wir alle aktiv für eine bessere Zukunft arbeiten müssen.