Gedenken an jüdische Soldaten: Würzburgs Ehrenhain erstrahlt neu
Am Volkstrauertag wird in Würzburg nicht nur der gefallenen Soldaten gedacht, sondern auch das Schicksal der jüdischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen, in den Fokus gerückt. Auf dem jüdischen Friedhof in Lengfeld steht seit 100 Jahren eine Gedenkstätte, die an die Männer erinnert, die aus der jüdischen Gemeinde „für das Vaterland“ gekämpft haben. Laut einem Bericht von Main-Post haben sich viele Juden aus Patriotismus zum Wehrdienst gemeldet, und etwa 100.000 von ihnen kämpften in der deutschen Armee.
Die jüdische Gemeinde Würzburg zählte zu Kriegsbeginn 1914 rund 2.300 Mitglieder, von denen sich 400 für den Kriegsdienst meldeten. An den Ehrenhain erinnern zwei große Tafeln mit den Namen von 43 gefallenen Soldaten. Diese Männer, die zwischen 1914 und 1916 ihr Leben ließen, stehen stellvertretend für die 12.000 jüdischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg starben, wie Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge berichtet. Der älteste Sohn der Kaufmannsfamilie Ruschkewitz, der im Krieg verwundet wurde, starb 1930 an den Folgen seiner Verletzungen.
Ein Ort des Gedenkens
Der Ehrenhain auf dem jüdischen Friedhof war über viele Jahre in einem desolaten Zustand. Doch dank der Initiative von Stadtgärtnern und dem Hochbauamt erstrahlt die Gedenkstätte nun wieder in neuem Glanz. „Die Wiedereröffnung des Ehrenmals hat Signalwirkung“, betont Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er hebt hervor, wie wichtig es ist, das Andenken an die jüdischen Soldaten lebendig zu halten, insbesondere in Zeiten, in denen antisemitische Vorurteile zunehmen.
Am Volkstrauertag wird Schuster bei der Gedenkfeier sprechen, die um 11 Uhr auf dem jüdischen Friedhof stattfindet. Auch ein Offizier der Bundeswehr und der Oberbürgermeister von Würzburg werden anwesend sein, um Kränze niederzulegen. Schülerinnen und Schüler der David-Schuster Realschule werden zusätzlich 50 Namen von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde vorlesen, die zwischen 1941 und 1944 deportiert und ermordet wurden.
Ein Blick in die Vergangenheit
Der jüdische Friedhof in Würzburg ist nicht nur ein Ort der Trauer, sondern auch ein bedeutendes Zeugnis jüdischer Geschichte. Hier wird die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachgehalten. In der Zeit des Dritten Reiches wurde das Friedhofshaus beschlagnahmt, und viele jüdische Frauen, Männer und Kinder mussten dort leben, bis sie deportiert wurden. Diese tragischen Geschichten sind Teil des kollektiven Gedächtnisses, das auch heute noch in der Gesellschaft präsent sein sollte.
Die Gedenkfeier am Volkstrauertag ist eine wichtige Gelegenheit, um die Leistungen und das Leid der jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg zu würdigen. Es ist ein Aufruf an die Gesellschaft, sich gegen das Vergessen zu stellen und die Erinnerung an diese „vergessenen Helden“ lebendig zu halten.