
In Neustadt in Holstein wurde am 7. März 2025 eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung im Rahmen der „Aktion Gewitter“ enthüllt. Diese Tafel würdigt insbesondere August Heinrich Roßburg, einen ehemaligen Stadtverordneten, der im KZ Neuengamme starb. Der Antrag zur Errichtung der Gedenktafel kam von der SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung und zielte darauf ab, das Schicksal von August Roßburg und anderen Betroffenen der „Aktion Gewitter“ öffentlich sichtbar zu machen.
Am 22. August 1944 wurden 14 Bürger aus Neustadt von der Gestapo festgenommen, darunter Roßburg. Während die meisten Festgenommenen nach kurzer Zeit wieder freigelassen wurden, überlebte Roßburg die Haft jedoch nicht und starb am 19. Januar 1945, kurz vor seiner geplanten Entlassung aus dem Konzentrationslager Neuengamme. Bürgermeister Mirko Spieckermann betonte, dass die Gedenktafel ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen setze.
Einfluss der „Aktion Gewitter“
Die „Aktion Gewitter“ war eine reichsweite Verhaftungswelle der Nazis, die vom 22. bis 24. August 1944 stattfand. Diese Aktion folgte dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Ein Gestapo-Befehl diente als Vorwand für bereits geplante Verhaftungen, wobei das Hauptziel die Festnahme aller früheren Funktionäre der SPD und KPD war, insbesondere ehemaliger Abgeordneter. Insgesamt wurden zwischen 5000 und 6000 Menschen inhaftiert, darunter Sozialdemokraten, Kommunisten und Geistliche. In Schleswig-Holstein wurden etwa 15 Frauen und ca. 150 Männer verhaftet und im Kieler Polizeigefängnis untergebracht, während Männer ins KZ Neuengamme überstellt wurden.
Die Gedenktafel basiert auf Recherchen der Historikerin Julia Werner und ergänzt einen bereits 2012 verlegten Stolperstein für Roßburg vor seinem ehemaligen Wohnhaus in der Waschgrabenallee. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, die Gedenktafel im Rathaus zu besichtigen und sich mit der Geschichte der Verfolgten auseinanderzusetzen.
Die genauen Umstände der „Aktion Gewitter“ und deren verheerende Auswirkungen wurden umfassend dokumentiert, wobei etwa 80 der verhafteten Personen bis Ende Oktober 1944 nicht mehr am Leben waren. Rudi Goguel berichtet, dass von 450 Verhafteten nach der Befreiung nur 107 namentlich identifiziert werden konnten, was die Tragweite dieser Verhaftungswelle verdeutlicht.
Für weitere Informationen zu diesem historischen Ereignis können die Artikel von Der Reporter und SPD Geschichtswerkstatt konsultiert werden.