Göttingen erinnert: 20.000 Menschen gedenken Conny Wessmanns Tod
Am 17. November 1989 geschah in Göttingen eine Tragödie, die die Stadt erschütterte und die antifaschistische Bewegung nachhaltig prägte. Conny Wessmann, eine 24-jährige Studentin, die sich aktiv gegen Rechtsextremismus engagierte, kam bei einem Polizeieinsatz ums Leben. Der Vorfall ereignete sich, als Wessmann und andere Antifaschisten versuchten, sich gegen eine Gruppe von rechten Skinheads zu wehren, die in der Burgstraße randalierten. Laut [nd-aktuell](https://www.nd-aktuell.de/artikel/1186789.antifaschismus-mord-an-conny-wessmann-in-goettingen-auf-einmal-gab-es-tote.html?womort=G%C3%B6ttingen) waren die Neonazis von der Polizei eskortiert worden, um die Stadt zu verlassen, während die Antifaschisten von den Beamten verfolgt wurden.
In der Weender Landstraße, wo die Gruppe sich vermeintlich auflösen wollte, wartete bereits ein Zivilstreifenwagen auf sie. Wessmann, die in Panik geriet, lief auf die stark befahrene Straße und wurde von einem Auto erfasst. Sie starb noch an der Unfallstelle, während die Polizei in der Nähe blieb, ohne sofort zu helfen. Dies führte zu einem Aufschrei der Empörung unter den Antifaschisten, die die Polizei für ihren Tod verantwortlich machten, da sie durch ihre Maßnahmen Wessmann in die gefährliche Situation gedrängt hatten.
Ein Wendepunkt für die antifaschistische Bewegung
Der Tod von Conny Wessmann war nicht nur ein persönliches Drama, sondern ein Wendepunkt für die antifaschistische Bewegung in Göttingen. Am 25. November 1989 versammelten sich etwa 20.000 Menschen zu einem Trauermarsch, um ihrer zu gedenken. Der Vorfall führte zu massiven Protesten gegen die Polizei, die als Instrument der Unterdrückung wahrgenommen wurde. In einem Funkgespräch, das später öffentlich wurde, hatten Polizeibeamte sich sogar dazu verabredet, die Gruppe, der Wessmann angehörte, „plattzumachen“, was als euphemistischer Ausdruck für eine brutale Festnahme gedeutet wurde, wie [Wikipedia](https://de.wikipedia.org/wiki/Conny_Wessmann) berichtete.
Die autonome Szene in Göttingen mobilisierte schnell und organisierte sich, um gegen die anhaltende rechte Gewalt zu kämpfen. Diese Zeit war geprägt von einem Anstieg rechter Übergriffe, und viele fühlten sich gezwungen, sich militärisch zu organisieren, um sich und andere zu schützen. Die Polizei hingegen wurde oft als unbeteiligter Akteur wahrgenommen, der die Neonazis hofierte und die Antifaschisten hart anging.
Die Folgen von Wessmanns Tod
Die Reaktionen auf Wessmanns Tod waren heftig. Die autonome Antifa (M) wurde gegründet, um gegen die rechte Gewalt zu kämpfen und die Erinnerung an Conny Wessmann wachzuhalten. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen autonomen Gruppen und der Polizei, während die Gedenkveranstaltungen für Wessmann sowohl Trauer als auch Wut in der Gemeinschaft hervorriefen. Der Vorfall wurde in der linken Szene als politischer Mord durch den Staat interpretiert, und viele forderten eine umfassende Aufarbeitung der Geschehnisse.
Die Gewalt, die in Göttingen und anderen Teilen Deutschlands in den folgenden Jahren stattfand, wurde als Teil einer größeren nationalistischen Welle gesehen, die durch die Wiedervereinigung Deutschlands befeuert wurde. Die Autonome Antifa (M) und andere Gruppen versuchten, sich gegen diese Entwicklung zu wehren, während die rechte Szene sich ermutigt fühlte, ihre Angriffe fortzusetzen.
In den Jahren nach Wessmanns Tod wurden zahlreiche Gedenkveranstaltungen abgehalten, und ihr Name wurde zu einem Symbol des antifaschistischen Widerstands. Ein Denkmal an der Weender Landstraße erinnert bis heute an die tragischen Ereignisse und die Kämpfe, die folgten. Der Fall Wessmann bleibt ein mahnendes Beispiel für die Gefahren, die mit dem Eintreten für die eigenen Überzeugungen verbunden sind, und die Notwendigkeit, sich gegen jede Form von Extremismus zu wehren.