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In Hamburg-Harburg haben die Lebensbedingungen in einer Erstaufnahmeeinrichtung, die derzeit über 1.200 Geflüchtete beherbergt, für Protest gesorgt. Laut einem Bericht von taz.de leben die Bewohner in der Unterkunft „Neuland“, einem ehemaligen Großmarkt, der vom Deutschen Roten Kreuz betrieben wird, unter schwierigen Umständen. Insbesondere Arzo Mohid, 28 Jahre alt, die mit ihrem Mann und ihrem zweijährigen Sohn dort lebt, beschreibt die Situation als herausfordernd. Die Einrichtung, ursprünglich als Notunterkunft gedacht, wird seit einer Renovierung im Jahr 2022 permanent bewohnt.
Die räumliche Unterbringung ist problematisch, denn in abgetrennten Bereichen der ehemaligen Markthalle wohnen zwischen vier und zwölf Personen. Auf einem ehemaligen Parkplatz sind zusätzlich 180 Bewohner in Zelten untergebracht, wo bis zu sechs Doppelstockbetten aufgestellt sind. Khaled Agha, 38 Jahre alt, der seit einem Monat dort wohnt, beschreibt die Bedingungen als „nicht aushaltbar“. Er kritisiert die unzureichende Warmwasserversorgung, Kälte in den Zelten sowie fehlende Steckdosen und instabiles Internet.
Protest und Forderungen der Bewohner
In Reaktion auf die schlechten Bedingungen haben rund 40 Bewohner einen Protest organisiert. Einige von ihnen planen sogar einen Hungerstreik, sollte sich die Situation innerhalb der nächsten Woche nicht verbessern. Der Zugang zur Unterkunft ist zudem für die Öffentlichkeit verschlossen, was von Sicherheitsmitarbeitern kontrolliert wird. Dirk Packheiser, der für den Träger Fördern und Wohnen zuständig ist, weist die Vorwürfe zurück und behauptet, dass sowohl die Halle als auch die Zelte ausreichend beheizt seien und warmes Wasser zur Verfügung stehe. Allerdings sind rund 20 Prozent der Sanitäranlagen geschlossen, was ebenfalls zur Unzufriedenheit beiträgt.
Die Innenbehörde Hamburg hat erklärt, dass sie über die Situation informiert ist und dass die Bedingungen, obwohl ausreichend warm, durch Probleme mit dem Boiler beeinträchtigt sind. Khaled Agha betont, dass die Bewohner nicht gegen die Verantwortlichen sind, sondern sich eine Verbesserung der Lebensbedingungen wünschen.
Zusätzlich hat die Stadt Hamburg vermehrt Geflüchtete unterzubringen, insbesondere seit dem Ukraine-Krieg Ende Februar 2022. Die Zahl der benötigten Unterkünfte übersteigt die verfügbaren Kapazitäten, weshalb mehrere Objekte angemietet wurden, um eine kurzfristige Unterbringung zu gewährleisten, wie hamburg.de berichtete. Diese Interimsstandorte umfassen auch kurzfristig angemietete Hotelstandorte und werden gemäß dem Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (SOG) bereitgestellt.