Marburg plant drastische Anwohnerpark-Gebühren: Bis zu 120 Euro!
In Marburg bahnt sich eine Verkehrswende an, die nicht nur die Straßen, sondern auch die Lebensqualität der Bürger erheblich verändern könnte. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, die Anwohnerparkgebühren drastisch zu erhöhen – von 30,70 Euro auf mindestens 120 Euro pro Jahr. Dies ist Teil eines umfassenden Plans, um den Straßenrand autoärmer zu gestalten und den öffentlichen Raum neu zu definieren. „Die Nutzung des wertvollen öffentlichen Raums als bloße Autoabstellfläche ist angesichts von Platznot in einer engen Stadt und Klimakrise kein zukunftsfähiges Modell“, erklärte der Baustadtrat Dr. Michael Kopatz bereits 2022, wie OP berichtete.
Die Stadt plant, Quartiersgaragen zu errichten, um den Parkdruck zu mindern und gleichzeitig Platz für Grünanlagen zu schaffen. Dies soll helfen, der Klimahitze entgegenzuwirken. Die ersten Schritte in diese Richtung sind bereits in der Liebigstraße im Südviertel vorgesehen. Diese Maßnahmen sind Teil eines größeren Mobilitätskonzepts, das darauf abzielt, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu fördern, wie die Grünen in Marburg betonen.
Ein neues Mobilitätskonzept für Marburg
Die Herausforderungen in der Marburger Innenstadt, insbesondere durch die Entwicklung des Uni-Campus, erfordern innovative Strategien zur Bewältigung des Stadtverkehrs. Ein kommunales Mobilitätsmanagement soll die verschiedenen Verkehrsarten besser organisieren und die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel fördern. „Wir wollen den motorisierten Individualverkehr durch ein vernetztes Verkehrssystem ersetzen, das den Bedürfnissen der Bürger gerecht wird“, so die Grünen.
Ein zentrales Element des Plans ist die Schaffung von Anreizen für die Bürger, auf das Auto zu verzichten. Dazu gehören die Einführung von Parkgebühren, die Überprüfung der Parktarife und die Förderung von Carsharing-Modellen. Die Grünen fordern zudem, dass keine zusätzlichen Parkplätze in der Innenstadt geschaffen werden, um den Autoverkehr weiter zu reduzieren.
Kritik und Herausforderungen
Trotz der positiven Ansätze gibt es auch kritische Stimmen. Einige Anwohner befürchten, dass die Quartiersgaragen zu einer Kostenfalle werden könnten, da die monatlichen Mietpreise zwischen 80 und 100 Euro liegen sollen. Dies könnte die Kosten für das Parken erheblich erhöhen und viele Bürger vor die Wahl stellen, ob sie sich die neuen Tarife leisten können. Dr. Kopatz warnte, dass die Stadt möglicherweise stark subventionieren müsse, um die Akzeptanz der neuen Parkmodelle zu gewährleisten.
Die Stadt hat bereits Grundstücke in der Nordstadt erworben, um Quartiersparkhäuser zu bauen. Doch die Umsetzung gestaltet sich schwierig, insbesondere im Südviertel, wo eine Machbarkeitsstudie zu potenziellen Standorten noch aussteht. Die Diskussion über die Verkehrswende in Marburg ist also in vollem Gange, und die Stadt steht vor der Herausforderung, die Interessen aller Bürger zu berücksichtigen.
Die Pläne zur Reduzierung des Autoverkehrs und zur Förderung umweltfreundlicher Alternativen sind nicht nur eine Reaktion auf die Klimakrise, sondern auch ein notwendiger Schritt zur Verbesserung der Lebensqualität in Marburg. Die Stadtverwaltung und die Grünen setzen sich dafür ein, dass Marburg zu einer (fast) abgasfreien Stadt wird und die Bürger aktiv in die Gestaltung ihrer Mobilität einbezogen werden.