Lauterbach gedenkt Herbert Stein: Erinnerungen an die Reichspogromnacht
In Lauterbach wurde am 11. November 2024 eine bewegende Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht 1938 abgehalten, die die dunklen Kapitel der Geschichte lebendig hielt. Dr. Friedhelm Röder erinnerte eindringlich an den Mord an Herbert Stein, einem Jugendlichen, der von einem SA-Mann brutal getötet wurde. „Wir gedenken, weil das Geschehene unauslöschlich ist. Ohne Gedenken sind die Opfer vergessen, das dürfen wir nicht zulassen“, betonten die Jugendlichen des Stadtjugendparlaments und des Kreisjugendparlaments, während sie die Namen der Lauterbacher Opfer der Shoa verlasen. Diese Worte hallten am Synagogenplatz wider, wo auch Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller sprach und die aktuelle Situation in Israel thematisierte, wie [der Lauterbacher Anzeiger berichtete](https://www.lauterbacher-anzeiger.de/vogelsbergkreis/lauterbach/gedenken-um-nicht-zu-vergessen-93405284.html?womort=Vogelsbergkreis).
Die Gedenkfeier war nicht nur ein Rückblick auf die Vergangenheit, sondern auch ein kraftvoller Appell an die Gegenwart. Die Jugendlichen engagieren sich aktiv für die Erinnerungskultur, indem sie Stolpersteine reinigen, die an die jüdischen Bürger Lauterbachs erinnern, die während des Naziregimes ihr Leben verloren. Die musikalische Begleitung durch das Ensemble Saxaffair der Lauterbacher Musikschule verlieh der Veranstaltung einen feierlichen Rahmen.
Die dunkle Geschichte von Herbert Stein
Dr. Röder berichtete von seiner intensiven Recherche über Herbert Stein, die mit einem unscheinbaren Kleiderbügel begann, der für das Textilhaus Aaron Stein warb. Herbert, ein 16-jähriger Junge, wurde in einer jüdischen Landwirtschaftsschule ausgebildet, die auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitete. Tragischerweise wurde er von einem SA-Trupp ermordet, der die Schule überfiel. Diese grausame Tat wurde erst durch die akribischen Nachforschungen von Dr. Röder ans Licht gebracht, die in verschiedenen Archiven in Deutschland, den USA und Israel stattfanden. Die Umstände seines Todes blieben lange im Dunkeln, bis die Wahrheit ans Licht kam.
Nach der Gedenkfeier am Synagogenplatz fand eine weitere Veranstaltung in der Lauterbacher Kultur-Spinnerei statt, wo Professor Dr. Karl-August Helfenbein über das jüdische Leben in Lauterbach und die Verfolgung durch die Nazis sprach. Er schilderte eindringlich die Atmosphäre der Angst und des Misstrauens, die in der Stadt herrschte, während die jüdischen Nachbarn zunehmend isoliert wurden. Helfenbein erinnerte daran, dass die jüdische Gemeinde in den 1930er Jahren größer war als die katholische und einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt leistete.
Solidarität in dunklen Zeiten
Die Veranstaltung verdeutlichte auch die heimliche Unterstützung, die einige Lauterbacher Juden in der Zeit der Verfolgung erfuhren. Das Textilhaus Aaron Stein war eines der ersten Geschäfte mit großen Schaufenstern, und trotz des Boykotts durch die Nazis gab es Nachbarn, die in der Dunkelheit halfen. Rainer Stöhr berichtete von den engen Freundschaften zwischen den Kindern, die trotz der politischen Umstände bestehen blieben. Diese Geschichten von Mut und Solidarität sind ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur, die in Lauterbach gepflegt wird, wie auch [der Lauterbacher Anzeiger berichtete](https://www.lauterbacher-anzeiger.de/vogelsbergkreis/lauterbach/gedenken-um-nicht-zu-vergessen-93405284.html?womort=Vogelsbergkreis).
Die Gedenkveranstaltung war ein eindringlicher Aufruf, die Vergangenheit nicht zu vergessen und die Lehren daraus in die Gegenwart zu tragen. Die Stimmen der Jugendlichen und die Erinnerungen an die Opfer der Shoa sind entscheidend, um sicherzustellen, dass sich solche Gräueltaten nie wiederholen.