
In der Straße Im Paradies in Kohden sehen sich Anwohner mit der Gefahr einer Überlastung des Kanals bei Starkregen konfrontiert. Immer wieder kam es bei vorherigen Starkregenfällen zu Überschwemmungen, die bis zu 30 cm hoch in Kellern standen. Trotz dieser Problematik genehmigte das Niddaer Parlament den Bau von fünf neuen Häusern. Der Bauherr ist verpflichtet, Regenwasser mit Retentionszisternen oder Speicherboxen aufzufangen. Eine große Erweiterung des Baugebiets mit einem neuen Abwasserkanal wurde jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben.
Kritiker werfen der Stadtverwaltung vor, die Bedenken hinsichtlich des Naturschutzes und der Kanalüberlastung nicht ausreichend zu prüfen. Ein Gutachten aus dem Jahr 2018 hatte bereits festgestellt, dass der Kanal „rechnerisch überlastet“ ist. Jürgen Gerhard Heldt, SPD-Politiker, äußerte scharfe Kritik an der Entscheidung, die Anzahl der Bauplätze von zwei auf fünf zu erhöhen. Auch der Ortsbeirat lehnt das Bauvorhaben ab und stellt Fragen zur Finanzierung einer neuen Abwassertrasse für zukünftige Bauprojekte. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Marcus Stadler äußerte Bedenken zur Zersiedelung und mangelhafter Bürgerakzeptanz. Bürgermeister Thorsten Eberhard hingegen erklärte, dass alle zuständigen Behörden zu den Anträgen Stellung genommen hatten und dass Bürger die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalten würden.
Überflutungen und Kanalisation in Deutschland
Die öffentliche Kanalisation in Deutschland wird häufig vernachlässigt, obwohl sie für die Abwasserentsorgung von essenzieller Bedeutung ist. Starkregenereignisse können zu Überflutungen führen, die nicht nur die Infrastruktur, sondern auch private Eigentümer schwer schädigen können. Im Juli 2021 erlebte das Land katastrophale Überflutungen, die einen Hilfsfonds von 30 Milliarden Euro nach sich zogen. Um zukünftige Überschwemmungen besser vorherzusehen, werden mittlerweile Frühwarnsysteme entwickelt, die Pegelstände und Unwetterwarnungen per App bereitstellen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gibt Warnungen in zwei Stufen aus, beginnend ab 15 l/m² Regen innerhalb einer Stunde. Die Kanalisation kann durch Starkregen, Ablagerungen, Rohrbrüche und Pumpenausfälle überlastet werden. Die Rückstauebene, die in der Ortssatzung definiert wird, spielt eine entscheidende Rolle bei der Planung von Rückstausicherungen, die notwendig sind, um eindringendes Wasser bei einer Überlastung der Kanalisation zu verhindern. Rückstausicherungen können sowohl aktiv, wie Abwasserhebeanlagen, als auch passiv, wie Rückstauverschlüsse, sein. Der Bundesgerichtshof hat zudem entschieden, dass Grundstückseigentümer für Rückstauschäden verantwortlich sind, wenn keine Rückstausicherung vorhanden ist.