
Zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald wird ein eindrucksvolles Theaterprojekt ins Leben gerufen, das von 30 Jugendlichen aus Deutschland und Frankreich gestaltet wird. Unter der Regie von Hiam Abbass und Jean-Baptiste Sastre zeigt die Aufführung, die am Maxim Gorki Theater in Berlin stattfindet, eine Auseinandersetzung mit den Themen Widerstand, Deportation und europäische Aussöhnung. Die Inszenierung basiert auf dem Buch „Schreiben oder Leben“ von Jorge Semprún, einem Überlebenden des Konzentrationslagers.
In der Aufführung tragen die Jugendlichen Auszüge aus Semprúns Werk vor, beginnend mit einem bewegenden Bericht eines Gefangenen über seine Erlebnisse in Auschwitz. Dabei wird die Thematik von Angst und Überleben im Kontext des Holocaust beschrieben. Wichtig ist die Tatsache, dass bei der Befreiung des Lagers durch amerikanische Soldaten im Jahr 1945 noch 21.000 Gefangene, darunter auch Semprún, im KZ Buchenwald vorgefunden wurden. Die Jugendlichen agieren nicht nur als Schauspieler, sondern auch in der Organisation und dem Bühnenbild des Stücks und kommen aus Städten wie Berlin, Weimar, Clichy-sous-Bois und Bourges.
Erinnerung und Zukunftsgestaltung
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Buchenwald sowie dem deutsch-französischen Jugendwerk realisiert. Zwischen den präsentierten Monologen wird das Lied „La Paloma ade“ angestimmt, welches in Bezug auf Buchenwald eine tiefere Bedeutung erhält. Semprún thematisiert in seinen Texten die Herausforderungen des Erinnerns und das Überleben nach der Gefangenschaft. Er befand sich mehrere Jahrzehnte nach dem Krieg in der Lage, sich schriftlich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und schloss sein Buch erst 1992, nach seiner ersten Rückkehr nach Buchenwald.
Monologe in Romani werden ebenfalls Teil der Aufführung sein, um der Sinti und Roma zu gedenken. Das Theaterprojekt erhält Unterstützung durch ein Preisgeld des Internationalen Westfälischen Friedenspreises, das von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Jahr 2024 zur Verfügung gestellt wurde. Ziel dieser Initiative ist es, Jugendliche verschiedener Herkunft zusammenzubringen, um an einer Zukunft ohne Hass und Gewalt zu arbeiten. Neben den Aufführungen in Berlin ist auch eine Präsentation in Paris geplant, um die grenzüberschreitende und interkulturelle Erinnerungsarbeit weiter auszubauen.