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Kampf um die Buchhandlung: Verlage warnen vor Übernahme durch Ketten!

Der Zustand des Buchhandels in Deutschland sorgt für besorgte Stimmen in der Verlagsbranche. Helmut Stadeler, Verleger aus Jena und Leiter des Landesverbands für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, äußert seine Bedenken über die Schließung unabhängiger Buchhandlungen und deren schleichende Übernahme durch große Handelsketten wie Thalia. Diese Konzentration im Buchhandel, so Stadeler, verfolgt vorwiegend eigene Interessen, was sich negativ auf die Medienvielfalt auswirken könnte.

Annette Michael, Verlegerin des Orlanda Verlags, weist darauf hin, dass es zunehmend schwierig werde, Bücher an Leser zu bringen, besonders wenn diese außerhalb des Mainstreams veröffentlicht werden. Hohe Kosten für die Buchherstellung zwingen viele Verlage dazu, die Preise für neue Titel anzupassen, um wirtschaftlich rentabel zu bleiben. Ein zentrales Problem sieht Stadeler in der Transportkrise, die ebenfalls einen Einfluss auf die Buchpreise hat.

Schutz des Kulturguts durch Buchpreisbindung

Die Buchpreisbindung, die sicherstellt, dass gedruckte Bücher und E-Books überall denselben Preis haben, ist Bestandteil des Buchpreisbindungsgesetzes. Diese Regelung, die seit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland besteht, verfolgt das Ziel, das Kulturgut „Buch“ zu schützen und ein vielfältiges Buchangebot sowie ein breites Netzwerk von Buchhandlungen aufrechtzuerhalten, auch in kleineren Städten. Laut [ZDF](https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/buchpreisbindung-buchmarkt-leipziger-buchmesse-100.html) betrachtet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Buchpreisbindung auch im Jahr 2024 als unverzichtbar für den Erhalt von Meinungsbildung und Debattenkultur in der Gesellschaft.

Martin Vögele, Buchhändler in Coburg, hebt hervor, dass die Existenz seiner Buchhandlung ohne die Buchpreisbindung bedroht wäre. Er warnt vor den Folgen einer Aufhebung dieser Preisregelung, die die Loyalität seiner Stammkunden gefährden könnte, wenn große Ketten Bücher zu niedrigeren Preisen anbieten könnten. Eine Studie von Georg Götz belegt, dass in Ländern ohne Buchpreisbindung die Buchpreise gestiegen und die Anzahl der Buchhandlungen gesunken ist. Dies könnte die Vielfalt der Literatur und die Bildungsarbeit kleiner Buchhandlungen gefährden.

In der Region mitteldeutscher Verlage, die eng mit ihren Autoren und Lesern verbunden sind, ist die Leipziger Buchmesse von zentraler Bedeutung. Sie ermöglicht einen direkten Austausch mit Lesern und bietet zahlreichen Verlagen Sichtbarkeit. Der Second Chances Verlag aus Südthüringen beispielsweise hat sich auf Young-Adult-Titel spezialisiert, und Harry Ziethen aus Sachsen-Anhalt hat kürzlich einen neuen Gedichtband veröffentlicht, um die Tradition des literarischen Schaffens in der Region fortzuführen.