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Kirchen in Sachsen-Anhalt vor dem Kollaps: Wo sind die neuen Pfarrer?

Immer mehr Kirchen in Deutschland sehen sich mit einem gravierenden Nachwuchsproblem konfrontiert. Im Jahr 2024 traten mehr als eine Million Menschen aus der Evangelischen und Katholischen Kirche aus, was die ohnehin sinkenden Mitgliederzahlen zusätzlich verschärft. Besonders auffällig ist die Situation in Sachsen-Anhalt, wo es bereits seit Jahren einen Rückgang an Mitgliedern und Pfarrern gibt. Gabriele Metzner, Superintendentin im Kirchenkreis Wittenberg, berichtet, dass die Kirchen jährlich über 50 Pfarrer verlieren, hauptsächlich aufgrund von Altersgründen. Gleichzeitig kommen nur etwa 20 neue Pfarrer jährlich hinzu.

Der Pfarrer Dietrich Schekatz aus Schweinitz, der seit über 30 Jahren im Amt ist, steht kurz vor dem Ruhestand und betreut derzeit sechs Kirchen. Diese Situation stellt ihn vor große Herausforderungen, resultierend aus den vorangegangenen Personalstreichungen. Aufgrund des Rückgangs könnte die Unterbesetzung der Pfarrstellen bei 10-20% liegen. Zudem verlor die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland im Jahr 2024 etwa 20.800 Mitglieder, während das katholische Bistum Magdeburg etwa 2.100 Mitglieder einbüßte. Diese Rückgänge sind vor allem auf Sterbefälle, Austritte und einen Mangel an Nachwuchs zurückzuführen.

Prognosen für die Zukunft

Die Zukunft sieht für die Kirchen in Deutschland düster aus. Nach Schätzungen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) fehlen bis 2030 rund 14.000 Priester und Pastoren. Der ZdK-Präsident Thomas Sternberg beschreibt die Lage als „katastrophal“. Von den derzeit rund 13.500 Priesterstellen wird prognostiziert, dass etwa 7.000 nicht mehr besetzt werden können. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) kämpft mit ähnlichen Problemen, wobei die Zahl der derzeit etwa 21.000 Pfarrerinnen und Pfarrer um ein Drittel sinken könnte.

Darüber hinaus wird die hohe Belastung der Pfarrer von Andreas Kahnt, Vorsitzender des Pfarrerverbands, hervorgehoben. Lars Castellucci, religionspolitischer Sprecher der SPD, fordert von den Kirchen, das Problem in Angriff zu nehmen. Er schlägt vor, dass nicht alle Priester intensiv Altgriechisch und Latein lernen müssen, und fordert zudem, Wege für Späteinsteiger in den Beruf des Pfarrers oder der Pfarrerin zu ermöglichen.

Judith Kölling, Pfarrerin der Kirchengemeinde Elster/Elbe, versucht, neue Wege zu gehen, indem sie Aktivitäten organisiert, um die Gemeinde zu beleben. Kölling hat bereits einen Aktionsnachmittag in der Kirche Elster durchgeführt, bei dem rund 20 Freiwillige halfen, das Gotteshaus zu reinigen.