
Immer mehr Menschen in Deutschland entscheiden sich, aus der katholischen Kirche auszutreten. Ein solcher Fall wurde von einem Autor der Saarbrücker Zeitung geschildert, der seinen Kirchenaustritt nicht aus Glaubensgründen vollzogen hat. Vielmehr sieht er die Hauptursache in der Kirchensteuer und der finanziellen Unterstützung der Kirche. Der Autor betont, dass er nicht zur Finanzierung von Priestern beitragen möchte, die des Missbrauchs verdächtigt werden. Zudem kritisiert er die moralischen Standards der katholischen Kirche als unzureichend.
Der Autor führt an, dass die katholische Kirche in Deutschland zwar Fortschritte bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gemacht hat, dies jedoch nicht ausreichend sei. Des Weiteren fordert er eine klare Trennung von Kirche und Staat. Ihm zufolge wird die katholische Kirche hauptsächlich durch die Kirchensteuer finanziert, die vom Staat eingezogen wird. Kritisch merkt der Autor an, dass nur ein kleiner Teil der Kirchensteuer in karitative Einrichtungen fließt, während Krankenhäuser und soziale Einrichtungen größtenteils durch Krankenkassen, Kommunen und den Staat finanziert werden.
Reformforderungen der Jungen Liberalen
Eine weitere Stimme in der Debatte ist Franziska Brandmann, Chefin der Jungen Liberalen, die ebenfalls die enge Verknüpfung von Staat und Kirche in Deutschland kritisiert. Brandmann schlägt vor, dass Kirchen ihre Beiträge selbst erheben und der Kirchenaustritt einfacher gestaltet werden sollte. Ein kürzlich veröffentlichtes Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising dokumentiert 235 mutmaßliche Täter und mindestens 497 Betroffene, was die Dringlichkeit von Reformen unterstreicht.
Brandmann fordert eine umfassende Aufklärung durch die Justiz und kritisiert, dass Priester, die wegen sexuellem Missbrauch verurteilt wurden, weiterhin in der Seelsorge tätig sind. In München verzeichnen die Behörden einen Anstieg an Anfragen zum Kirchenaustritt. Aktuell muss der Austritt bei staatlichen Stellen wie dem Standesamt oder Amtsgericht erklärt werden, wofür Brandmann eine kostefreie und digitale Lösung befürwortet.
Die Chefin der Jungen Liberalen sieht die Kirchensteuer als nicht mehr zeitgemäß an und fordert eine finanzielle Entkopplung von Kirche und Staat. Die bestehenden Staatsleistungen an die Kirchen, die aus der napoleonischen Ära stammen, sollten ihrer Meinung nach abgeschafft werden. Zudem plädiert sie dafür, dass sich die Kirchen selbst organisieren und ihre Mitgliedsbeiträge ähnlich wie Vereine selbst einziehen. Brandmann verlangt eine Reform des Staatskirchenrechts hin zu einem Religionsverfassungsrecht und sieht die neue Ampel-Regierung in der Verantwortung, die Trennung von Kirche und Staat voranzutreiben, wobei im aktuellen Koalitionsvertrag bislang nur zögerliche Veränderungen formuliert sind.