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Lehrermangel in Sachsen: Gibt es Hoffnung durch neue Modelle?

In Sachsen herrscht ein akuter Lehrermangel, der sich zunehmend verschärft. Aktuellen Zahlen des Kultusministeriums zufolge fehlen im Freistaat fast 1.400 Lehrkräfte, was einen Anstieg von rund 300 im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Besonders betroffen sind Oberschulen und Förderschulen, wo jede zehnte Stunde planmäßig ausfällt. Thomas Warkus, Direktor der Oberschule Innenstadt in Görlitz, berichtete im Podcast „Thema in Sachsen“, dass seit Beginn des Schuljahres 14 Prozent des Stundenvolumens nicht abgedeckt werden können. Warkus fordert dringend Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels, insbesondere im ländlichen Raum, wo das Problem noch gravierender ist.

Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, führt Warkus‘ Schule ein Modellprojekt unter wissenschaftlicher Leitung der Technischen Universität Dresden durch. Dieses Projekt zielt darauf ab, Lehramtsstudierende frühzeitig in den Schulalltag zu integrieren, um die Abbrecherquote zu reduzieren und mehr von den jährlich rund 2.700 neu immatrikulierten Lehramtsstudenten in Sachsen für das Bildungssystem zu gewinnen. Warkus betont, dass zukünftige Lehrer nicht erst im Referendariat erkennen sollten, dass sie mit Menschen arbeiten müssen. Unterstützung erhält er von Ronald Lindecke, dem Vorsitzenden des Landeselternrates in Sachsen, der eine praxisnähere Gestaltung des Lehramtsstudiums fordert.

Langfristige Prognosen und aktuelle Entwicklungen

Die Kultusministerkonferenz prognostiziert, dass bis 2035 mindestens 23.800 Lehrkräfte im deutschen Bildungssystem fehlen werden. Der Lehrerberuf gilt für die junge Generation mittlerweile als unattraktiv, was vor allem an der mangelnden Flexibilität des Berufs liegt. Viele Abiturienten sind unsicher, wie es nach der Schule weitergeht. Die Beraterin Ulrike Bentlage, die junge Menschen bei der Berufswahl unterstützt, berichtet, dass das Lehramt häufig in Betracht gezogen wird, jedoch selten auf den ersten Platz der Beliebtheit gelangt. Die Gründe für die Unattraktivität des Lehrerberufs sind vielfältig und beinhalten den Wunsch nach Abenteuer und Flexibilität sowie Bedenken bezüglich Aufstiegschancen und Arbeitsumfeld.

Obwohl die Zahl der Studienanfänger im Lehramtsstudium steigt, sank die Zahl der Absolventen zwischen 2018 und 2020 um 13 Prozent. Über die Hälfte der Studienanfänger im Lehramt an der Universität Potsdam schließen ihr Studium nicht ab. Seit 2015 läuft die Initiative „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“, die eine Verbesserung der Betreuung und Studienorganisation zum Ziel hat. Kritiker der Reformen weisen jedoch darauf hin, dass diese nicht die erhofften Erfolge zeigen. Darüber hinaus wird eine Forderung nach mehr Praxisbezug und verpflichtenden Praktika vor dem Studium laut. Der Wechsel von Lehramtsstudierenden in andere Studiengänge ist unkompliziert, andersherum gestaltet sich der Prozess oft schwierig.

Ein weiteres Thema sind Quereinsteiger im Lehramt, die häufig als Notlösung angesehen werden. Dennoch besteht die Intention, diese Personen als reguläre Berufseinsteiger zu fördern. Dabei wird vorgeschlagen, berufsbegleitende pädagogische Studiengänge für Quereinsteiger anzubieten, um ihnen Didaktik und Psychologie näherzubringen.

Für weitere Informationen zu den Herausforderungen im Lehrermangel und den laufenden Projekten in Sachsen, wie [Sächsische.de](https://www.saechsische.de/beruf-und-bildung/regional/wie-ein-modellprojekt-in-goerlitz-gegen-den-lehrermangel-4FIIB2O4BVARHHWRIUIS4RO6PY.html) und [Tagesschau.de](https://www.tagesschau.de/inland/lehrermangel-schulen-101.html) berichten, stehen verschiedene Quellen zur Verfügung.