KulturMecklenburg-VorpommernPolitikWismar

Jamel im Fokus: Gebührenstreit droht dem Festival die Existenz!

Im kleinen Dorf Jamel in Mecklenburg-Vorpommern stehen die Bewohner einmal mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Jamel ist vor allem für das Musik-Politik-Festival „Jamel rockt den Förster“ bekannt, das seit 2007 von der Familie Lohmeyer organisiert wird und gegen rechtsextreme Strömungen ein Zeichen setzen soll. In jüngster Zeit hat die Diskussion über die Einführung einer Gebühr für die Nutzung von Gemeindeflächen für das Festival an Brisanz gewonnen, was in der lokalen Politik auf unterschiedliche Reaktionen stößt. Die Gemeinde befindet sich in einer angespannten Haushaltslage, die solche Überlegungen notwendig macht.

Die Polizei hat die Schutzmaßnahmen im Dorf erhöht, was möglicherweise mit der Geschichte des Festivals und den wiederholten Angriffen auf die Lohmeyers im Zusammenhang steht. So gab es in der Vergangenheit nicht nur unaufgeklärte Brandanschläge, sondern auch andere gewaltsame Übergriffe auf das Paar, die sich seit ihrem Umzug aus Hamburg vor 20 Jahren in Jamel engagieren. Während der Antragsprozess für die Gebühren weiterhin unklar bleibt, äußert sich die Gemeindevertreterin Simone Oldenburg (Linke) kritisch zu den Lohmeyers und deren Abwesenheit von Gemeindevertretersitzungen. Dem einen Paar wird hingegen von Seiten der Lokalpolitik mehr Solidarität gefordert, zumal sie für ihr Engagement gegen Rechts mehrere Auszeichnungen erhielten, darunter den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage.

Festival „Jamel rockt den Förster“ und seine Bedeutung

Das nächste Festival „Jamel rockt den Förster“ soll 2025 stattfinden. Es wird von prominenten Schirmherrinnen wie Manuela Schwesig, der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, und Birgit Hesse, der Landtagspräsidentin, unterstützt. Das Event hat sich zum Ziel gesetzt, ein politisch interessiertes Publikum anzusprechen und eine klare Haltung gegen rechtsextreme Ideologien zu vermitteln. Personen mit Verbindungen zu rechtsextremen Organisationen oder mit menschenverachtenden Äußerungen sind vom Festival ausgeschlossen.

Das Festival zeichnet sich durch ein abwechslungsreiches Line-up aus, das von einer Agentur zusammengestellt wird. In den vergangenen Ausgaben traten Künstler aller Genres auf und schufen so eine Plattform für politische Diskussionen und Toleranz. Die Lohmeyers sehen sich jedoch weiterhin mit Vorurteilen konfrontiert und bedauern, nicht mehr Unterstützung aus der Gemeinde zu erhalten. Birgit Lohmeyer erklärte, dass sie, hätte sie gewusst, wie tief verwurzelt der Rechtsextremismus im Dorf ist, nie nach Jamel gezogen wäre.

Das Festival hat sich seit seinem Bestehen als effektives Mittel gegen die Vereinnahmung von Jamel durch Neonazis etabliert, die das Dorf als „nationalsozialistisches Musterdorf“ betrachten. Obwohl die Anträge zur Gebührenpflicht für die Gemeindeflächen für das Festival noch auf der Tagesordnung stehen und die politische Einordnung des Events durch die Bürgermeisterin vorerst im Dunkeln bleibt, ist das Engagement der Lohmeyers und ihre Vision für ein tolerantes Jamel unbestritten.