
Ein Jahr nach dem Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny ist die Repression gegen Andersdenkende in Russland weiterhin hoch. Dies belegen die Informationen von tagesschau.de, die auf eine geringe Protestbereitschaft unter der Bevölkerung hinweisen. Aktuelle Umfragen des Lewada-Zentrums zeigen, dass weniger als 10% der Bevölkerung bereit sind, zu demonstrieren. Proteste gelten als riskant, da sie häufig mit Festnahmen und Gewalt durch die Polizei verbunden sind.
Während Nawalnys Grab in Moskau mit frischen roten Rosen und großen Schwarzweiß-Bildern geschmückt ist, zeigen viele junge Menschen in Russland wenig Interesse an seiner Person und sind sich seiner Geschichte kaum bewusst. Die staatlichen Medien lieferten während seiner Haftzeit kaum Berichterstattung über ihn, was zu einem verringerten öffentlichen Bewusstsein führte. Nawalnys Anwälte wurden vor einem Monat zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, da sie Teil einer als extremistisch eingestuften Organisation sind.
Reaktionen und Auswirkungen
Der Tod Nawalnys wird von vielen als Mord wahrgenommen. Seine Sprecherin Kira Jarmysch bestätigte, dass er „ermordet wurde“. Dies hat die Opposition stark getroffen, und viele ihrer Mitglieder sind ins Ausland geflohen. Die Opposition ist aufgrund der repressiven Maßnahmen weitgehend geschwächt. Julia Nawalnaja, Nawalnys Ehefrau, äußerte, dass Putin und seine Freunde für ihre Taten bestraft werden müssen. Russland-Expertin Sabine Fischer erklärte, dass die Opposition kein freies Gesicht hat und Massenproteste unwahrscheinlich sind.
Trotz der repressiven Bedingungen gab es an Nawalnys Beerdigung eine große Menschenansammlung. Einige Unterstützer, wie die Aktivistin Oksana, setzen ihren Protest fort und gedenken Nawalny mit Blumen, was in mehreren Städten zu über 200 Festnahmen führte. Nikolaj Rybakov von der Oppositionspartei Jabloko sprach in einer Talkshow sein Beileid aus und forderte die Freilassung politischer Gefangener.
In anderen Teilen Russlands wurden Bilder von Nawalny als extremistisch eingestuft. Die Opposition im Ausland ist ebenfalls mit internen Konflikten beschäftigt und hat kein gemeinsames Programm. Damit steht die Erinnerung an Nawalny und der Kampf für die politischen Freiheiten in Russland unter enormem Druck.