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Leere Gräber in Lüneburg: Wo sind die Opfer der Euthanasie?

Eine kürzlich durchgeführte Überprüfung des ehemaligen Anstaltsfriedhofs in der Nähe von Lüneburg hat ergeben, dass sich dort zahlreiche leere Gräber befinden. Carola Rudnick, die Leiterin der Euthanasie-Gedenkstätte Lüneburg, berichtete von 75 vermissten Skelette von Erwachsenen sowie vier von ermordeten Kindern. Von den durchgeführten Grabungen konnten bisher 35 sterbliche Überreste gefunden werden, die jedoch nicht eindeutig zugeordnet werden können. Die Friedhofsunterlagen scheinen dabei gefälscht zu sein. Ursprünglich war die Kriegsgräberstätte für insgesamt 84 Gräber vorgesehen.

Diese Überprüfung wurde in Gang gesetzt, da ein neues Dokumentationszentrum, das im August eröffnet werden soll, in Planung ist. Die Grabungen begannen am Dienstag und die ersten Ergebnisse wurden am Donnerstag präsentiert, wobei sich herausstellte, dass ein Teil der Gräber leer ist. Rudnick äußerte, dass Familien über Jahre hinweg regelmäßig zu den leeren Gräbern gekommen sind, um der Verstorbenen zu gedenken. Um die Situation weiter zu klären, sind zusätzliche Grabungen angedacht, die mithilfe von Luftbildern und Zeitzeugen durchgeführt werden sollen. Rudnick hofft auf finanzielle Unterstützung vom Innenministerium, um diese Grabungen fortsetzen zu können.

Euthanasie-Gedenkstätte Lüneburg

Die Euthanasie-Gedenkstätte befindet sich auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Lüneburg, im ehemaligen Badehaus am Wasserturm, und wurde am 25. November 2004 als „Bildungs- und Gedenkstätte ‚Opfer der NS-Psychiatrie‘ Lüneburg“ eröffnet. Am 1. September 2015 erfuhr die Einrichtung eine Umbenennung in „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg. Am 30. August 2020 wurde zudem ein neues Bildungszentrum im „Alten Gärtnerhaus“ (Haus 43) eingeweiht. Die Gedenkstätte erhielt am 20. Juli 2022 von Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne die Auszeichnung als „Lernort für Demokratiebildung“.

Das Ziel der Gedenkstätte ist die politisch-historische Bildung über die Opfer der Psychiatrie im Nationalsozialismus. Zu den zentralen inhaltlichen Schwerpunkten zählen die „Kinderfachabteilung“ Lüneburg, in der zwischen 1941 und Kriegsende 300 bis 350 Kinder getötet wurden, sowie die „Ausländersammelstelle“ für Patientinnen und Patienten ausländischer Herkunft, die ebenfalls ermordet wurden. Somit hat die Gedenkstätte eine überregionale Bedeutung und wird seit dem 1. September 2015 von dem Trägerverein „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg e. V. geführt.