
Die Landesgartenschau GmbH Bad Gandersheim ist insolvent. Das Rechnungsprüfungsamt des Landkreises Northeim hat in einer Prüfung der Unternehmensbücher zahlreiche Fehler festgestellt, die zu dieser Situation geführt haben. Besonders gravierend sind die Feststellungen des Kreistages, der den Geschäftsführern Ursula Hobbie und Thomas Hellingrath für die Jahre 2022 und 2023 die Entlastung versagte.
Im Jahr 2022 wurden unter anderem eine fahrlässige Verschlechterung der Liquidität durch das Nichtabrufen bereitstehender Fördermittel sowie Verstöße gegen das Vergaberecht festgestellt. Zudem gab es einen Fehlbetrag, der nicht durch Eigenkapital gedeckt war. Für das Jahr 2023 wurden zusätzliche Mängel identifiziert, darunter das verspätete Abrufen von Fördermitteln, das Fehlen ordnungsgemäßer Geschäftsführungen und eine mangelhafte Berichterstattung. Zudem heftet der Verdacht der Insolvenzverschleppung an den Vorgängen, da ein Lagebericht nicht erstellt wurde.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat bereits Ermittlungen gegen Ursula Hobbie wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung aufgenommen. Zudem finden Ermittlungen gegen die ehemalige Bürgermeisterin Franziska Schwarz und Kämmerin Claudia Bastian wegen des Verdachts der Untreue statt. Im Zentrum der Vorwürfe steht ein illegales Darlehen der Stadt Bad Gandersheim in Höhe von 700.000 Euro an die gGmbH, das vom Verwaltungsausschuss und nicht vom Stadtrat beschlossen wurde.
Die Landesgartenschau fand im Jahr 2023 mit einem Jahr Verspätung statt. Ursprünglich hatte man mit 450.000 Besuchern gerechnet, während die tatsächliche Anzahl, wie von Hobbie angegeben, bei 425.000 lag. Aktuellen Berichten zufolge wird jedoch von lediglich 385.000 Zutritten ausgegangen, von denen über die Hälfte auf 11.500 Dauerkartenbesitzer entfallen.
Kritiker, insbesondere die „Interessengemeinschaft Bad Gandersheim“, haben Bürgermeisterin Schwarz und Kämmerin Bastian angezeigt. Die Vorwürfe betreffen Untreue und Beihilfe zur Insolvenzverschleppung. Die Staatsanwaltschaft hat den Eingang dieser Anzeige bestätigt und betont, dass die Ermittlungen bereits von Amts wegen begonnen wurden, unabhängig von den Vorwürfen der Bürger.
Hintergrund der Anzeige ist ein Liquiditätskredit von 700.000 Euro, der im Dezember 2023 an die Betriebsgesellschaft vergeben wurde. Kritiker behaupten, dass der Kredit zur Ablösung vorheriger Kredite genutzt wurde und dies auf eine mögliche Insolvenzverschleppung hindeutet. Bürgermeisterin Schwarz hingegen sieht die Schuldfragen differenziert und erklärte, dass die Insolvenz zum Zeitpunkt der Kreditvergabe nicht absehbar gewesen sei. Der Verwaltungsausschuss habe sich einstimmig für den Kredit ausgesprochen, da die Geschäftsführerin versicherte, es handle sich lediglich um ein Überbrückungsgeschenk.
Aktuell bringen Caterer Forderungen im Wert von 300.000 Euro vor, und die Ursache der Insolvenz ist nach wie vor unklar. Die vorläufige Verlustschätzung wird auf 600.000 Euro beziffert, endgültige Zahlen liegen jedoch noch nicht vor.