Stade

Russland hebt Taliban von der Terrorliste: Ein Schritt zur Normalisierung?

Die La Cour suprême russe hat kürzlich den Entscheid getroffen, die Taliban von der Liste der terroristischen Organisationen in Russland zu streichen. Diese Entscheidung wurde am Donnerstag bekannt gegeben und tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft. Der Richter Oleg Nefedov erklärte, dass diese Maßnahme darauf abziele, die Beziehungen zwischen Moskau und Kabul zu stärken. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass diese Entscheidung keine formelle Anerkennung der Taliban durch Moskau darstellt. Die Taliban standen seit 2003 auf der Liste der als terroristisch eingestuften Organisationen in Russland.

Im März hatte die russische Staatsanwaltschaft bereits den Antrag gestellt, die Taliban von dieser Liste zu entfernen. Die Kontrolle der Taliban über Kabul begann am 15. August 2021, nach dem Zusammenbruch der von den USA unterstützten Regierung. Der vollständige Abzug der amerikanischen Truppen folgte kurz nach der Machtergreifung der Taliban. Moskau sucht nun nach Möglichkeiten, seine Beziehungen zu dem neuen afghanischen Regime zu normalisieren, da es dieses als potenziellen wirtschaftlichen Partner und Verbündeten im Kampf gegen den Terrorismus betrachtet. Derweil hat bislang kein Land das Taliban-Regime offiziell anerkannt, was vor allem auf die problematische Situation der Frauenrechte in Afghanistan zurückzuführen ist. Dennoch pflegen einige Staaten wie Pakistan, China und Iran inoffizielle diplomatische Beziehungen zu den afghanischen Behörden und stellen Kontakte her, während Moskau bereits mehrfach Taliban-Vertreter empfangen hat.

Bildungseinrichtungen für Frauen in Afghanistan

In anderen Provinzen wie Takhar, Ghazni und Kabul bleibt der Zugang zu privaten Bildungseinrichtungen ebenfalls verwehrt. Am 21. Dezember kam es in Kabul zu Protesten von Frauen, die gegen diese Entscheidung eintraten, was zu Festnahmen von Demonstrantinnen und Journalisten führte. Neda Mohammed Nadim, die Bildungsministerin der Taliban, gab an, dass Frauen aufgrund angeblicher Verstöße gegen Dresscodes und das System der „Koedukation“ ausgeschlossen werden. Vor nur drei Monaten hatten die Taliban erklärt, dass Frauen an Universitätsaufnahmeprüfungen teilnehmen dürften.

In der gegenwärtigen Situation suchen viele Mädchen und Frauen heimlich Bildung in geheimen Schulen. Der Ausschluss von Frauen aus der Hochschulbildung wird international als schwerer Rückschritt für die Frauenrechte in Afghanistan betrachtet. US-Außenminister Antony Blinken wies darauf hin, dass kein Land prosperieren kann, wenn die Hälfte seiner Bevölkerung unterdrückt wird. Trotz der ursprünglichen Zusagen zur Wahrung der Frauenrechte haben die Taliban diese Versprechen nicht eingehalten. Die Entscheidung, Frauen den Universitätszugang zu versperren, wird als Ausdruck eines Sieges der fundamentalistischen Fraktion innerhalb der Taliban gewertet, insbesondere da einige Mitglieder in gemäßigteren Städten Bildung für Mädchen über 12 Jahre unterstützen.

Zusätzlich zu den Bildungsbeschränkungen hat sich die Situation für Frauen in den letzten Wochen weiter verschlechtert, mit zunehmenden Einschränkungen, die ihnen den Zugang zu öffentlichen Orten wie Parks und Fitnessstudios verwehren. Berichten zufolge werden Frauen zunehmend isoliert, was als eine Form der Gefangenschaft betrachtet wird. Eine Studentin hielt fest, dass ihr die Rechte entzogen wurden, die ihr durch den Islam zustehen, und Experten argumentieren, dass der Ausschluss von Frauen aus der Bildung den islamischen Werten widerspricht. Dies alles wird als Teil eines breiteren Ziels der Taliban gesehen, die Kontrolle über Frauen systematisch zu verstärken.