Doktorarbeit enthüllt: Wie sich Deutschlands Identität nach der Wende wandelte
Pressemitteilung – 25. November 2024 15:17
Seul A Lee hat an der Universität Vechta mit Bravour ihre Promotion im Fach Politikwissenschaft abgeschlossen und wurde mit magna cum laude ausgezeichnet! Ihre Dissertation mit dem Titel „Deutsche Identität nach der Wiedervereinigung“ beleuchtet die faszinierende Entwicklung der deutschen Identität im Kontext europäischer Sicherheit. Lee, die als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Universität tätig ist, hat politische Reden analysiert, um die Wechselwirkungen zwischen nationaler Identität und der Struktur Europas zu erforschen.
Im Zentrum ihrer Forschung steht die Frage: Wie hat sich die deutsche Identität seit der Wiedervereinigung gewandelt? Lee nutzt die theoretischen Ansätze der Kopenhagener Schule der internationalen Beziehungen, um die Identitätsfrage im Sicherheitskontext zu beleuchten. Ihr Hauptargument? Ein Problem wird nicht automatisch zu einem Sicherheitsproblem aufgrund einer objektiven Bedrohung, sondern weil es als existenzielle Bedrohung wahrgenommen wird. Lee hat sich dabei auf die Reden von Bundespräsidenten und -kanzlern zwischen 1989 und 2020 konzentriert, darunter die Weihnachts- und Neujahrsansprachen sowie die Reden beim Jahresempfang mit Diplomaten.
Veränderungen in der deutschen Identität
In ihren Analysen stellt Lee fest, dass die deutsche Identitätsbildung nach der Wiedervereinigung sich zunehmend von Nationalismus entfernt hat. Stattdessen hat sich eine postnationalistische Wertegemeinschaft entwickelt, die sowohl europäische als auch lokale Identitäten umfasst. Sie warnt jedoch, dass dieses Streben nach einer postnationalistischen Identität nicht genügend Zusammenhalt in der deutschen Gesellschaft fördert, was möglicherweise das Erstarken von rechtsnationalen Bewegungen in Ostdeutschland erklärt. Lee hebt hervor, dass die Wahlergebnisse und die Unterstützung für rechtspopulistische Bewegungen wie Pegida und AfD in den neuen Bundesländern von der schwachen kollektiven Identität in der ehemaligen DDR beeinflusst sind.
In ihrem Resümee betont Lee die Bedeutung der nationalen Identitätsbildung für die europäische Sicherheitslage. Sie interpretiert den Prozess als eine Entsicherheitlichung der Deutschen Frage auf europäischer Ebene, was zu einem schwächeren nationalen Selbstbewusstsein im Vergleich zu Nachbarstaaten geführt hat. Dennoch hat Deutschland unter dem gemeinsamen europäischen Dach das Image eines „guten“ Nachbarn erlangt. Lee’s Forschung eröffnet spannende Perspektiven auf die komplexen Zusammenhänge zwischen Identität und Sicherheit in Europa!