Pfarrerehepaar Kunstmann verlässt Borken: Rückkehr ins Dorfleben!
Das Pfarrerehepaar Barbara und Björn Kunstmann verlässt nach fünf Jahren die Stadt Borken und kehrt zurück in eine kleine Dorfgemeinde. Im März 2025 werden sie die Pfarrstelle in Nidda/Witzhausen bei Eschwege antreten. Diese Entscheidung kam nicht aus heiterem Himmel, sondern ist das Ergebnis einer intensiven Reflexion über ihre Zeit in Borken, die von Herausforderungen geprägt war. So berichtete HNA, dass das Paar ursprünglich mit dem Motto „Gekommen, um zu bleiben“ in die Stadt gezogen war, doch die Realität sah anders aus.
Im August 2019 übernahmen die Kunstmanns das Pfarramt in Borken, doch die Umstände waren alles andere als einfach. Die beiden Pfarrämter in der Bergmannsstadt waren kurz zuvor zusammengelegt worden, was zur Streichung einer halben Stelle führte. Statt einer gemeinsamen Stelle betreuten sie nun eineinhalb Stellen und standen vor der Herausforderung, rund 2700 Gemeindeglieder zu betreuen. Jährlich mussten sie etwa 50 Beerdigungen und zahlreiche besondere Gottesdienste organisieren. Die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg stellten zusätzliche seelsorgerische Anforderungen, die die beiden Pfarrer stark beanspruchten.
Ein Abschied voller Emotionen
Am Sonntag, den 10. November, werden sie einen Abschiedsgottesdienst in der Evangelischen Kirche in Borken halten, begleitet von Dekanin Sabine Tümmler. Die Kunstmanns haben in den letzten fünf Jahren 450 Gottesdienste, 250 Beerdigungen, 75 Taufen und 17 Trauungen gehalten. „Die Arbeit war trotz der Stellenreduktion nicht weniger geworden“, berichtet Björn Kunstmann. Die Erneuerung von zwei Glocken im Kirchturm fiel ebenfalls in ihre Amtszeit, was zwar eine schöne Erfahrung war, aber auch viel zusätzliche Arbeit bedeutete.
„Wir brauchen das Dorf, die unmittelbare Nähe zu den Menschen“, sagen sie, und dieser Wunsch hat sich im Laufe der Zeit zu einer tiefen Sehnsucht entwickelt. Der Entschluss, Borken zu verlassen, fiel im September, als sie ein halbes Sabbatjahr einlegten, um sich neu zu sortieren. „Viele Gemeindeglieder bedauern unseren Entschluss, können uns aber auch verstehen“, fügt Barbara Kunstmann hinzu.
Ein neuer Anfang in Nidda/Witzhausen
Im März 2025 werden sie in Nidda/Witzhausen eine neue Pfarrstelle antreten und hoffen, dort ein ruhigeres Leben führen zu können. „Wir wollen wieder gemeinsam nur eine Stelle bekleiden, um mehr Zeit für unsere Familie zu haben“, erklärt das Paar. Die Kunstmanns haben bereits positive Erfahrungen aus ihrer vorherigen Pfarrstelle in Wanfried-Altenburschla, wo sie 13 Jahre lang zusammenarbeiteten. Diese Erinnerungen haben sie während ihrer Zeit in Borken oft begleitet und eine gewisse Wehmut ausgelöst.
Ein ähnliches Schicksal erlebte auch Pfarrer Olaf Ripke, der seinen pastoralen Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Lienen vorzeitig zum 31. Oktober beendete. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg, André Ost, äußerte sein Bedauern über diesen unerwarteten Schritt, da auch hier die Gemeinde nach zwei kurzen Pfarrstellenbesetzungen auf Stabilität gehofft hatte. Dies zeigt, dass der Wechsel von Pfarrern oft von unvorhersehbaren Umständen geprägt ist, die sowohl die Gemeinden als auch die Seelsorger vor große Herausforderungen stellen.
Die Rückkehr der Kunstmanns in eine Dorfgemeinde ist nicht nur ein persönlicher Neuanfang, sondern auch ein Zeichen für die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Nähe, die in der heutigen Zeit oft verloren geht. Die Menschen in Borken werden die beiden Pfarrer vermissen, doch ihre Entscheidung, zurück zu den Wurzeln zu gehen, könnte der Schlüssel zu einem erfüllteren Leben sein.