
In Horchheim stellt eine alte weiße Maulbeere in der Kirchstraße ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar. Die alte Morus alba droht zu brechen, was alarmierende Zustände für die Umgebung mit sich bringen könnte. Ein Gutachter hat den Zustand des Naturdenkmals vor der Joseph-Mendelssohn-Grundschule festgestellt. Um die Sicherheit der Bürger und der Schüler zu gewährleisten, plant der Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen einen Kronenrückschnitt in der kommenden Woche.
Zudem wird ein Parkverbot rund um die Maulbeere eingerichtet, damit die Baumpflegearbeiten mit einem Hubwagen durchgeführt werden können. Der genaue Altersnachweis des Baumes ist nicht dokumentiert; allerdings gab es in der Vergangenheit mehrfach Beschnitte. Es wird vermutet, dass die Maulbeere im 19. Jahrhundert auf Initiative des Berliner Bankiers Joseph Mendelssohn gepflanzt wurde. Mendelssohn kaufte 1818 ein Palais in Horchheim, welches mit einem großen Park verbunden war. Der Garten- und Teehausbau wurde um 1830 von Johann Claudius von Lassaulx vorgenommen, und die Grundschule Horchheim wurde durch eine Spende von Mendelssohn gebaut und 1846 bezogen.
Historische Bedeutung der Maulbeere
Joseph Mendelssohn könnte die Idee, Maulbeerbäume anzupflanzen, aus Berlin mitgebracht haben, um Seide zu produzieren. Die Blätter der Maulbeerbäume dienen als Nahrungsquelle für Seidenraupen, die jedoch, insbesondere in den kalten Wintern Deutschlands, Schwierigkeiten haben. Maulbeerbäume, die zur Pflanzengattung der Maulbeergewächse (Moraceae) gehören, sind eine wichtige Lebensquelle für die Seidenspinner (Bombyx mori) und benötigen eine nährstoffreiche Umgebung sowie intensive Pflege. Sie sind anfällig gegen Frost und wachsen am besten in subtropischen sowie tropischen Klimazonen.
Die Seidenproduktion ist von der Pflanzung und Pflege der Maulbeerbäume abhängig. In Japan existieren etwa 700 Sorten, während der schwarze Maulbeerbaum (Morus nigra) im Mittelmeerraum wächst. In der Vergangenheit wurden Maulbeerbäume in Südeuropa angepflanzt, um die Seidenspinnerzucht zu fördern; König Friedrich II. von Preußen ließ dazu Plantagen anlegen. Jedoch verloren Maulbeerbäume mit den günstigen Seidenimporten aus Asien zu Beginn des 20. Jahrhunderts an Bedeutung, was zur Abnahme ihrer Präsenz in städtischen Gebieten führte. Heute werden die Früchte der Maulbeerbäume ebenfalls geerntet und gefunden als Färbemittel und in der Musikindustrie Verwendung.