
Auf dem Neuen Friedhof in Diez wurden Bodenproben entnommen, um die Errichtung von muslimischen Grabfeldern zu prüfen. Eine Absperrung steht derzeit auf dem Areal, während die Kreisverwaltung Stellungnahmen von rund einem halben Dutzend Behörden und Firmen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eingeholt hat. Eine baldige Entscheidung über die Einrichtung muslimischer Grabstätten wird erwartet. In der umliegenden Region, darunter in Hahnstätten, Bad Ems und Lahnstein, sind bereits muslimische Grabstätten entstanden, was die Dringlichkeit dieser Maßnahme unterstreicht, wie die Rhein-Zeitung berichtete.
Die islamische Bestattungskultur hat bisher in Deutschland selten Beachtung gefunden, obwohl es eine wachsende Zahl muslimischer Bestattungen gibt. Bis 2015 stellten Muslime 5% der Gesamtbevölkerung in Deutschland. Besonders in städtischen Regionen wie Berlin und Nordrhein-Westfalen war dieser Anteil höher. Dennoch gibt es zahlreiche Herausforderungen im Zusammenhang mit der Bestattung nach islamischem Brauch. Muslime sind in Deutschland nicht als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt und können keine eigenen Friedhöfe anlegen. Bestattungen müssen daher auf speziellen Grabfeldern kommunaler oder kirchlicher Friedhöfe erfolgen.
Herausforderungen und Regelungen
Das Friedhofs- und Bestattungsrecht liegt in der Gesetzgebungskompetenz der Länder, was zu unterschiedlichen Regelungen führt. Artikel 4 Abs. 2 des Grundgesetzes garantiert das Recht auf Religionsausübung, was auch die Möglichkeit für eine religiös passende Bestattung umfasst. Muslime fordern ein ewiges Ruherecht, das Exhumierungen und Umbettungen ausschließt; gesetzliche Ruhezeiten variieren zwischen 15 und 25 Jahren. Zudem gestalten sich die rituellen Waschungen des Verstorbenen und das Totengebet als herausfordernd, da praktische Lösungen für das Beten im Freien gefunden werden müssen.
Die Beerdigung im Leichentuch ist nach islamischem Brauch Pflicht, jedoch gibt es in Deutschland eine gesetzliche Sargpflicht. Muslime müssen in der Regel in muslimischen Grabfeldern beigesetzt werden, was die Notwendigkeit für spezielle Grabfelder auf Friedhöfen mit sich bringt. Eine Ausrichtung des Grabes nach Mekka ist ebenfalls erforderlich, was bei bestehenden Friedhöfen oft nicht möglich ist. Diese Aspekte der islamischen Bestattungskultur sollten durch Vereinbarungen mit örtlichen muslimischen Organisationen gewährleistet werden, wie Kommunalforum Sachsen hervorhebt.