FeuerwehrSachsen-Anhalt

Feuerwehr unter Druck: Angriffe auf Retter nehmen erschreckend zu!

Bei einem Wohnhausbrand in Halberstadt musste die Feuerwehr aufgrund von Vorfällen erst 20 Minuten später zum Einsatzort ausrücken. Ein alarmiertes Fahrzeug, das zur Koordinierung der medizinischen Einsatzkräfte vorgesehen war, konnte nicht sofort ankommen, da es zu Bedrohungen und Behinderungen von Seiten Dritter kam. Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) äußerte sich erschüttert über die Vorfälle und betonte die Unacceptable von Beleidigungen, Bedrohungen und Angriffen auf Einsatzkräfte.

Der stellvertretende Stadtwehrleiter Alexander Beck wies auf die zunehmende Aggressivität gegenüber Feuerwehrkräften hin. Um möglichen Tätern eine Warnung zukommen zu lassen, soll Überwachungskamera-Material veröffentlicht werden. Der Brand selbst ereignete sich im Keller eines Mehrfamilienhauses, weshalb 14 Bewohner wegen starker Rauchentwicklung evakuiert werden mussten. Zwei Personen, ein 25-Jähriger und ein 43-Jähriger, wurden leicht verletzt und mussten ambulant behandelt werden. Derzeit sind alle Wohnungen unbewohnbar, die Bewohner wurden anderweitig untergebracht.

Einsatzkräfte und die Gewaltsituation

Insgesamt waren bei dem Großeinsatz 48 Feuerwehrleute und 20 Rettungssanitäter beteiligt. Es kamen 14 Feuerwehrfahrzeuge und 10 Rettungswagen zum Einsatz. Die Schadenshöhe sowie die Brandursache sind momentan noch unklar, die Ermittlungen laufen. Laut Berichten sind Angriffe auf Rettungskräfte bundesweit ein zunehmendes Problem, in Sachsen-Anhalt ist jedoch ein leicht rückläufiger Trend zu beobachten. So wurden im Jahr 2023 insgesamt 121 Vorfälle registriert, im Jahr 2022 waren es noch 144. Alkohol, Drogen und psychische Erkrankungen zählen zu den häufigsten Ursachen für derartige Vorfälle.

Eine Umfrage des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zeigt, dass mehr als 7.500 Feuerwehrleute Erfahrungen mit Gewalt gemacht haben. Über die letzten zwei Jahre berichteten 75% der Berufsfeuerwehrangehörigen von Angriffen. Bei freiwilligen und Werkfeuerwehrleuten betrug der Anteil 50%. Die Umfrage belegt, dass Beschimpfungen und Respektlosigkeiten im Alltag der Feuerwehrleute vorkommen und oftmals von Einzeltätern ausgehen. Dabei treten die meisten gewalttätigen Auseinandersetzungen im Straßenverkehr auf, während Berufsfeuerwehrangehörige besonders häufig in häuslichen Einsätzen und im Rettungsdienst Gewalt erleben. Zwei Drittel der Vorfälle werden nicht an die Ordnungsbehörden gemeldet, weil die Betroffenen keine Aussicht auf Erfolg sehen. Diese gewalttätigen Tendenzen haben auch zur Kampagne #GewaltAngehen geführt, die von der DGUV und Unfallkassen ins Leben gerufen wurde, um auf die Problematik aufmerksam zu machen und Präventionsangebote zu fördern, wie Feuerwehrmagazin berichtete.