
Im Harz und in der sächsischen Landschaft schlagen Förster und Waldbauern Alarm wegen eines zunehmenden Befalls von Bäumen durch die Mistel, die als ernsthafte Gefahr für geschädigte Pflanzen gilt. Die Situation wird durch klimatisch bedingte Trockenphasen verschärft, die die Ausbreitung von Mistel (Viscum album) begünstigen. Das sächsische Umweltministerium (SMUL) warnt vor einer ernsthaften Bedrohung für Streuobstwiesen, die auf der roten Liste gefährdeter Biotoptypen in Europa stehen. Befallene Bäume sind oft so geschwächt, dass sie letztendlich absterben.
Die Mistel, ein Halbschmarotzer, entzieht Bäumen Wasser und Mineralien, kann aber auch selbst Photosynthese betreiben. Vögel spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung der Mistel, indem sie die Beeren fressen und die klebrigen Samen an der Baumrinde abreiben. Um Gartenbesitzer und Naturfreunde über die Gefahren für die Baumgesundheit aufzuklären, wurde eine Mistelkampagne ins Leben gerufen.
Wachsende Gefahren für Bäume
In Sachsen hat sich die Mistel stark ausgebreitet, vor allem in der Kulturlandschaft und in Streuobstwiesen. Während sie in der Region Leipzig vor 20 Jahren noch selten war, hat sich ihr Vorkommen heute gravierend verändert. Mechanische Maßnahmen, wie das Abschneiden von Misteln aus befallenen Bäumen, werden nur auf gepflegten Streuobstwiesen ergriffen. In Bayern zeigt sich ein ähnlicher Trend: Der Anteil befallener Kiefern ist in den letzten 15 Jahren von 2% auf 40% gestiegen.
Für die Bekämpfung des Mistelbefalls sieht der Staatsbetrieb Sachsenforst keinen unmittelbaren Handlungsbedarf in der Waldbewirtschaftung. Dennoch begünstigt der Klimawandel die Ausbreitung von Kiefernmisteln, während trocke Stress die Wirtsbäume anfälliger macht. In Nordsachsen sowie im Raum Dresden, Bautzen und Görlitz breitet sich die Mistel weiter aus. Besonderes Augenmerk liegt auf Kiefernmonokulturen, in denen die Mistel ganze Bestände schädigen kann.
Zusätzlich wird in der Stadt Dresden von massenhaftem Auftreten der Mistel berichtet. Dort wächst sie selbst auf gesunden Bäumen und ihre Ausbreitung im Nationalpark Sächsische Schweiz wird als natürlicher Prozess betrachtet, weshalb keine Bekämpfungsmaßnahmen ergriffen werden. Im Naturpark Erzgebirge-Vogtland hingegen kommt die Mistel kaum vor, weshalb auch dort keine Bekämpfung stattfindet.
Die Verbreitung der Mistel erfolgt auf zwei Wegen: durch das Abfallen der Samen nach einer etwa fünfjährigen Wachstumsphase und durch die Weiterverbreitung durch Vögel. Zu den Vögeln, die Mistelbeeren fressen und die Samen verbreiten, zählen unter anderem die Misteldrossel und die Singdrossel. Deutsche Forstexperten und Biologen berichten jedoch, dass bis jetzt keine gravierenden negativen Folgen durch die Mistel-Expansion zu verzeichnen sind, obwohl starker Mistelbefall den Baumwuchs einschränken oder sogar zum Absterben der Bäume führen kann, wie MDR berichtet.