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Die Universitätsbibliothek Leipzig hat ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um Netzwerke von Klöstern zu erforschen. Dieses Projekt befasst sich mit der Analyse von Handschriften, die aus verschiedenen Klöstern stammen und im Laufe der Jahrhunderte nach Kloster St. Marienthal gelangt sind. Vorangegangene Forschungen zeigten, dass diese Übertragungen unter anderem nach der Reformation sowie als Reaktion auf Klosterbrände zur Sicherstellung des Erbes stattfanden. Die aktuellen Forschungen fokussieren sich dabei auf Querverbindungen zu anderen Zisterzienserklöstern.
Alle relevanten Handschriften sind in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) sicher gelagert, darunter auch der Marienthaler Psalter aus dem 13. Jahrhundert. Zuletzt gab es Überlegungen des Klosters, diesen Psalter zu verkaufen. Allerdings wurde entschieden, dass alte Bücher an ihrem ursprünglichen Standort verbleiben sollten, um das Ensemble der Bibliothek nicht zu zerstören.
Ausstellung im Buchmuseum der SLUB
Im Rahmen des Forschungsprojekts wird die Ausstellung „Der verschlossene Garten. Zugänge zur Klosterbibliothek der Zisterzienserinnen von St. Marienthal“ im Buchmuseum der SLUB in Dresden eröffnet. Die Ausstellung ist vom 29. Januar bis 17. Mai 2025 zu sehen. Gezeigt werden mittelalterliche Handschriften sowie ausgewählte Drucke aus der Bibliothek des Klosters St. Marienthal, darunter der Marienthaler Psalter und das Altzeller Kapiteloffiziumsbuch.
Der Marienthaler Psalter, auf Pergament gefertigt, entstand im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts und hat seinen Ursprung im fränkischen Raum. Er wurde vermutlich für eine adlige Dame geschaffen und enthält insgesamt 150 Psalmen, einen Kalender, Cantica (biblische Lobgesänge), Litaneien, Mariengebete sowie Privatandachten. Dieser Psalter bildet die Grundlage für das klösterliche, kirchliche und private Stundengebet seit dem frühen Mittelalter. Der Text ist von zwei Schreibern in frühgotischer Minuskel verfasst. Der Buchschmuck ist von hoher Qualität und umfasst farbige und goldene Initialen sowie sieben ganzseitige Miniaturen, die unter anderem Szenen wie die Taufe Christi und die Kreuzabnahme Christi darstellen.
Für ausführlichere Informationen zu den Handschriften und der Ausstellung können die Artikel von MDR und SLUB Dresden konsultiert werden.