
Bei einem Bundesligaspiel des FC St. Pauli in Leipzig im Februar wurden über 25 Fans verletzt. Laut Berichten von Betroffenen und der Fanbetreuung gab es ein hartes Vorgehen der Polizei. Diese Vorfälle haben Fragen zur Verhältnismäßigkeit der Polizeieinsätze aufgeworfen. Auch die Braun-Weiße Hilfe hat Berichte gesammelt und Kritik an den Einsätzen geäußert. Trotz parlamentarischer Anfragen blieb unklar, welche Gründe für das massive Vorgehen der Einsatzkräfte verantwortlich waren.
Der FC St. Pauli fordert, dass staatliche Maßnahmen verhältnismäßig und unabhängig überprüfbar sind. Der Verein betont, dass Profi-Fußball und Fans nicht nur als Sicherheitsrisiko betrachtet werden sollten. In diesem Zusammenhang wünscht der Verein den verletzten Fans eine vollständige Genesung und setzt sich für mehr Prävention durch Fanprojekte und Vereine ein, anstatt auf Repression zu setzen, wie FC St. Pauli berichtete.
Belastetes Verhältnis zwischen Fans und Polizei
Das Verhältnis zwischen Fans und Polizei ist in dieser Saison durch verschiedene Zwischenfälle belastet. So dokumentiert ein Video vom Hamburger Derby zwischen FC St. Pauli und HSV ein massives Vorgehen der Bundespolizisten gegen einen Fan. Innensenator Andy Grote (SPD) äußerte Bedenken zur Verhältnismäßigkeit des Einsatzes, woraufhin gegen vier Beamte ermittelt wird.
Ein Forschungsprojekt an der Ruhr-Universität Bochum zeigt, dass fast ein Viertel der Befragten von rechtswidriger Polizeigewalt bei Fußballspielen berichtete, insbesondere jüngere Männer im Alter von Mitte 20. Bereits zu Beginn der Saison kam es zu Vorfällen, bei denen die Polizei Bremer Auswärtsfans in Wolfsburg kesselte und unangemessene Durchsuchungen durchführte. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius entschuldigte sich für das Verhalten der Polizei, während sozialpädagogische Fanprojekte auf eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen Fans und Polizei hoffen.
Patrick Arnold, der Leiter der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte in NRW, betont die Notwendigkeit eines besonnenen Vorgehens der Polizei. Interessanterweise geht die Zahl der eingeleiteten Strafverfahren bei Fußballspielen zurück: von über 6.000 in der Saison 2018/19 auf 3.627 in der letzten Spielzeit. Dennoch variieren die Einsatzstrategien in den Bundesländern erheblich. In Baden-Württemberg hat sich das Konzept der Stadionallianzen etabliert, das auf die Reduzierung der Einsatzkräfte und die Entwicklung angepasster Strategien in Zusammenarbeit mit Klubs und Fanprojekten abzielt. Seit 2017 haben die Stadionallianzen zehntausende Polizei-Einsatzstunden eingespart und jährliche Ersparnisse von zwei Millionen Euro erzielt. Über 80% der Spiele in Baden-Württemberg verlaufen störungsfrei, während maximal 2% der Spiele Vorkommnisse aufweisen. Diese erfolgreichen Konzepte sollen in Zukunft auch in Niedersachsen und möglicherweise in weiteren Bundesländern angewendet werden, wie Deutschlandfunk berichtete.