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Schicksal an der Grenze: Jüdische Fluchtwege aus Lörrach zur Schweiz

Am 26. Januar 2025 findet der Holocaust-Gedenktag statt, der die schrecklichen Ereignisse der Shoah ins Gedächtnis ruft und verdeutlicht, dass diese nicht nur in Vernichtungslagern stattfand. Laut einem Bericht der Badischen Zeitung zeigt die Geschichte von Lörrach, dass der Schrecken der Shoah auch lokal spürbar war. Zahlreiche Opfergeschichten aus Südbaden sind bekannt, da die Schweiz zur damaligen Zeit ein Fluchtpunkt für bedrohte Juden darstellte. Die Grenze zur Schweiz war jedoch ein gefährliches Hindernis, wie die Fälle von Alfred Glück und Yehuda Axt belegen, die bei ihrem Fluchtversuch in die Schweiz gefasst wurden. Der Deportationsweg von Alfred Glück führte ihn über Gefängnisse in Singen, Waldshut und Lörrach nach Auschwitz.

Die Hintergründe von Alfred Glücks Leben wurden in einer weiteren Recherche ans Licht gebracht. Alfred Glück wurde 1921 in Wien, Österreich, in eine jüdische Familie geboren. Nach der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 verließ er Wien für eine Hachsharah in Guringshoff, Deutschland, um eine landwirtschaftliche Ausbildung zu erhalten. 1940 wurde er von der Organisation nach Dänemark geschickt, wo er als landwirtschaftlicher Arbeiter für dänische Bauern tätig war.

Die Fluchtversuche und ihre Folgen

Im Jahr 1943 schloss sich Alfred einer Gruppe von Hechalutz, Der Neue Weg, an, die plante, illegal über die Türkei nach Palästina zu reisen. Der Plan sah vor, dass die Jugendlichen sich unter Güterwaggons verstecken, die von Dänemark in die Türkei transportiert wurden. Leider wurde Alfred an der Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland von den Deutschen gefangen genommen. Anschließend wurde er ins Konzentrationslager Auschwitz und das Unterlager Jaworzno geschickt. 1945 wurden die Häftlinge auf einen Todesmarsch nach Buchenwald gezwungen, wo Alfred dänische Polizisten traf, die dort inhaftiert waren. Diese teilten ihre zusätzlichen Essensrationen und Pflegepakete, die sie von der dänischen Regierung erhielten, mit ihm.

Alfred erlebte zudem einen weiteren Todesmarsch nach Bissingen, wo er von französischen Soldaten befreit wurde. Nach der Befreiung ließ er sich in Hamburg nieder und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Porträtmalerei. Später zog er in das Displaced Persons Camp Bergen-Belsen, das von der United Nations Refugee and Relief Organization (UNRRA) verwaltet wurde. Dort entdeckte eine tschechische UNRRA-Beamtin sein künstlerisches Talent und ermutigte ihn, seine Erinnerungen aus den Lagern zu zeichnen. Diese Zeichnungen wurden nach Alfreds Abreise nach Palästina 1946 in Belgien und Marseille an die Beamtin zurückgelassen und später Yad Vashem gespendet. Alfred starb 2007 im Alter von 86 Jahren in Israel.

Die Schicksale von Flüchtlingen und Überlebenden wurden auch durch die Arbeit von Mordecai E. Schwartz dokumentiert. Er diente 1942 in der US-Armee und wurde nach dem Kriegsende in München von der UNRRA rekrutiert, wo er als Area Director tätig war. Dort beaufsichtigte er 28 Displaced Persons Camps, die Überlebenden der Konzentrationslager Unterkunft, Nahrung und medizinische Versorgung boten und ihnen halfen, ihr Leben nach dem Krieg wieder aufzubauen. Nach der Deaktivierung der IRO im Jahr 1951 wurde Mordecai von der US Air Force Intelligence rekrutiert und diente dort mit höchsten Auszeichnungen bis zu seiner Pensionierung. 1993 spendete er eine Kohlezeichnung an das United States Holocaust Memorial Museum.

Weitere Informationen finden Sie in den Berichten von die Badische Zeitung über die örtlichen Schicksale während der Shoah und dem EHRI-Projekt, das die Lebensgeschichte von Alfred Glück beleuchtet. Badische Zeitung und EHRI-Projekt.