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In der Erzdiözese München und Freising wird derzeit verstärkt für die Seligsprechung von Romano Guardini geworben. Johannes Modesto, der als Postulator für diözesane Seligsprechungsverfahren fungiert, berichtet, dass sich zwei Gruppen für dieses Anliegen einsetzen. Eine Gruppe ist in Deutschland aktiv und wird von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz geleitet, während die zweite Gruppe aus Isola Vicentina in Italien stammt und von Giuliana Fabris angeführt wird. Beide Gruppen haben Kardinal Marx besucht und ihre Unterstützung für die Seligsprechung zum Ausdruck gebracht.
Im Zusammenhang mit Guardinis Seligsprechung fanden bereits mehrere Gedenkgottesdienste statt, die reges Interesse fanden, darunter in der Kirche St. Ludwig in München. Die Rückmeldungen der Menschen, die Guardini noch persönlich erleben konnten, sind durchweg positiv. Sein „Ruf der Heiligkeit“ (fama sanctitatis) spielt eine wichtige Rolle im Prozess, da alle veröffentlichten und unveröffentlichen Schriften von Guardini eingehend geprüft werden müssen. Immer wieder tauchen neue, unveröffentlichte Dokumente auf, die in diesem Kontext Berücksichtigung finden müssen.
Romano Guardini – Eine einflussreiche Persönlichkeit
Romano Guardini, geboren am 17. Februar 1885 in Verona, Italien, und am 1. Oktober 1968 in München gestorben, war ein bedeutender katholischer Priester, Philosoph und Theologe. Er erhielt 1911 die deutsche Staatsbürgerschaft, um in Deutschland Theologie zu lehren. Guardini war als anerkannter Priester bekannt, der in seinen Werken zentrale Fragen des Glaubens behandelte und großen Einfluss auf die liturgische Bewegung in Deutschland hatte. Sein Buch „Vom Geist der Liturgie“ aus dem Jahr 1918 gilt als wegweisend für die Reformen des Zweiten Vatikanums, und er wird als Vater dieser Bewegung angesehen.
Seine Schriften sind zugänglich verfasst und befassen sich mit zentralen Themen des Glaubens. Guardini hat sich intensiv mit bedeutenden Denkern wie Sokrates, Platon und Dostojewski auseinandergesetzt. In seiner Autobiografie beschreibt er seine persönliche Bekehrung sowie das Ringen mit dem Glauben, während er in seinen Schriften über Schwermut und deren Sinn reflektiert. Zudem wird er als jemand beschrieben, der die Kirche als Trägerin der Offenbarung verstand und nie größere Konflikte mit kirchlichen Institutionen hatte.
Für die Seligsprechung ist es erforderlich, ein Wunder nachzuweisen, und es wird derzeit ein Vorgutachten zu einem mutmaßlichen Wunder für Guardini erstellt. Trotz seines Einflusses und seiner positiven Erinnerung gibt es keine Hinweise auf gravierende Fehltritte in seinem Leben.
Guardini war durch seine Lehrtätigkeit und seine Publikationen ein einflussreicher Gesprächspartner für Denker wie Josef Pieper, Luigi Giussani, Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.) und Jorge Mario Bergoglio (Papst Franziskus). 2017 wurde der Seligsprechungsprozess für Guardini vom Erzbistum München und Freising eröffnet, was die Bedeutung seiner Person und seines Werkes auch in der heutigen Zeit unterstreicht.