Fusion der Städte: Kommt jetzt der große Zusammenschluss in Thüringen?
In der kleinen Stadt Hirschberg, die derzeit ohne Bürgermeister dasteht, wird erneut über eine mögliche Fusion mit den Nachbarstädten Gefell und Tanna diskutiert. Die Erste Beigeordnete von Hirschberg, Patricia Duch, kann bei dem Thema nur schmunzeln. „Die Sache Tanna, Gefell, Hirschberg ist für viele hier ein alter Schuh“, sagt sie. Tatsächlich gab es bereits mehrere gescheiterte Versuche einer Fusion, die bis ins Jahr 2006 zurückreichen. Die Pläne wurden 2009 im Wahlkampf erneut auf den Tisch gelegt, blieben jedoch ohne Ergebnis. Wie [MDR berichtete](https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saale-orla/hirschberg-fusion-buergermeister-dilemma-100.html?womort=Saale-Orla-Kreis), ist die Unterstützung durch das Thüringer Innenministerium jedoch ungebrochen, das finanzielle Anreize für einen Zusammenschluss bietet.
Fusion als Lösung für die Zukunft?
Die Idee einer Fusion könnte Hirschberg, Gefell und Tanna zu einer neuen Stadt mit etwa 8.000 Einwohnern und einer Fläche von 180 Quadratkilometern vereinen. Doch trotz der positiven Signale von der Landesregierung gibt es in den betroffenen Städten erhebliche Bedenken. Bürgermeister Marcel Zapf von Gefell äußert, dass die Einsparpotenziale, die die Fusion verspricht, stark angezweifelt werden. „Sicherlich gibt es Synergieeffekte in der Verwaltung oder in den Bauhöfen“, erklärt er, „aber die Arbeit wird ja bei einer Fusion nicht weniger.“ Auch Tannas Bürgermeister Marco Seidel hat seine Zweifel und kritisiert die Landespolitik: „Seit 20 Jahren versuchen die Erfurter, die Kommunen mit Geld zu Kooperationen zu zwingen.“
Das Thüringer Innenministerium unterstützt die Fusionspläne und sieht in der Neugliederung eine längst überfällige Maßnahme. Es wird eine Neugliederungsprämie von 200 Euro pro Einwohner sowie eine Entschuldungshilfe in Millionenhöhe angeboten. Die Städte müssen jedoch bis zum 30. November 2025 einen Antrag stellen, damit der Landtag darüber entscheiden kann. Eine Fusion könnte dann zum 31. Dezember 2026 wirksam werden.
Skepsis und alternative Ansätze
Trotz der finanziellen Anreize ist das Thema Fusion in den Städten nicht aktuell. In Hirschberg und Gefell wird die Notwendigkeit einer Fusion stark hinterfragt. „Es gibt bereits Kooperationen, etwa beim Standesamt oder Einwohnermeldeamt“, so Duch. „Wir schauen, wo es Sinn macht. Vielleicht wird am Ende irgendwann eine Fusion daraus.“ Doch die Skepsis bleibt: Tanna bevorzugt alternative Formen der Zusammenarbeit und stellt die Fusion nicht an erste Stelle.
Ralf Kalich, ein ehemaliger Landtagsabgeordneter, appelliert an die Städte, den Blick in die Zukunft zu richten. „Man muss ja irgendwie aus der Situation rauskommen, die aktuell vielleicht noch für Tanna zu schaffen ist, für Gefell und Hirsch jedoch völlig unbefriedigend.“ Er erinnert daran, dass freiwillige Zusammenschlüsse weiterhin möglich sind, auch wenn die Diskussion über eine Fusion in der Region nicht neu ist.
Die Frage bleibt: Wird Hirschberg, ohne Bürgermeister und mit einem offenen Prozess, den Mut finden, die Fusion ernsthaft in Betracht zu ziehen? Die Bürger sind aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen, denn die Zukunft der Region könnte von dieser Entscheidung abhängen. Die Zeit wird zeigen, ob die Städte bereit sind, ihre Differenzen zu überwinden und gemeinsam in eine neue Ära zu starten.