
In Weimar hat die Oper „Die Passagierin“ ihre Premiere gefeiert, die von der Geschichte einer KZ-Aufseherin handelt, die ihrer belastenden Vergangenheit nicht entfliehen kann. Der Regisseur Jossi Wieler thematisiert in dieser Aufführung die Komplexität des menschlichen Verhaltens und das Erinnern an die Gräueltaten der Vergangenheit. Die Inszenierung, die zwei Handlungsebenen vereint – das Schiffsdeck, das die Jetzt-Zeit repräsentiert, und Rückblenden ins Konzentrationslager Auschwitz – vermittelt den Versuch, die dunkle Vergangenheit hinter sich zu lassen, als die Aufseherin zufällig ihrer ehemaligen Gefangenen auf einem Schiff nach Brasilien begegnet.
Die Oper basiert auf dem autobiografischen Roman von Zofia Posmysz, die 1962 veröffentlicht wurde und ihre eigenen Erfahrungen in den Konzentrationslagern verarbeitet. Mieczysław Weinberg komponierte die Oper 1968, inspiriert durch die Prozesse nach Auschwitz in Frankfurt. Die Darstellungen der Häftlinge werden einfühlsam als Menschen gezeigt, deren Leben vor der Deportation als Musiker, Akademiker oder Lehrerinnen existierte. Für die Aufführung in Weimar wurde eine Neuübersetzung des Librettos ins Deutsche angefertigt, um die Ungereimtheiten der ursprünglichen russischen Fassung auszuräumen.
Thematische Darstellung und Inszenierung
Wieler hebt hervor, dass die Darstellung von Auschwitz auf der Bühne eine besondere Herausforderung darstellt. Der abstrahierte Gerichtssaal, in dem die Inszenierung stattfindet, fungiert als eine Art Totengericht, das die Darstellung der Erinnerungskultur unterstreicht. Die Musik und das Libretto von Weinberg sind gestisch und plastisch, was die emotionale Tiefe der Erzählung verstärkt. Die Inszenierung ist Teil eines mutigen Theaterplans, der Weimar in den letzten Jahren geprägt hat und das Theater für seine innovativen Ansätze ausgezeichnet wurde.
Die Befreiung des KZ Buchenwald liegt nun 80 Jahre zurück, und die Anzahl der Zeitzeugen ist stark geschrumpft. In diesem Kontext betont Wieler die Bedeutung des Theaters für die Erinnerung und das Weitergeben von gesellschaftlichen Utopien.