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Vergessene Schicksale: Die dunkle Geschichte der NS-Zwangsprostitution in Berlin

Im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Schöneweide, Berlin, beleuchtet die Kunstinstallation von Birgit Szepanski die Zwangsprostitution im Nationalsozialismus. Unter dem Titel „Missing Female Stories“ thematisiert die Ausstellung die Verbrechen, die zwischen 1943 und 1945 in der sogenannten „B-Baracke“ für Zwangsarbeiterinnen in der Königsheide stattfanden. Szepanski, die 2020 Hinweise auf diese Praktiken erhielt, hat während ihrer Archivarbeit Baupläne der Bordell-Baracke entdeckt. Diese wurden im Rahmen einer Gruppenausstellung zur Königsheide 2022 präsentiert.

Die Bordell-Baracke, die 500 Meter vom Henschelwerk entfernt liegt, hatte 12 Zimmer von jeweils 3,75 m². Die Besuchszeit für männliche Zwangsarbeiter war auf 15 Minuten limitiert. Die Organisation der Zwangsprostitution fand durch die Deutsche Arbeitsfront statt und Historiker bezeichnen die Nazis als „größte Zuhälter der Geschichte“. Die Prostitution wurde 1934 im NS-Staat praktisch legalisiert, jedoch in kleineren Orten verboten. Diese Maßnahmen verschärften sich mit Kriegsbeginn 1939 erheblich, als Bordelle für Soldaten eingerichtet wurden. SS-Chef Heinrich Himmler entschloss sich 1940, dass auch „Fremdarbeiter“ Zugang zu Bordellen haben könnten.

Einblick in die Geschichte der Zwangsprostitution

Die Ausstellung betrachtet die Frauen, die in der „B-Baracke“ zur Prostitution gezwungen wurden, deren Informationen jedoch weitestgehend unbekannt geblieben sind – es existieren keine Namen oder Geburtsdaten. Überdies wurden Frauen, die als „asozial“ galten, ebenfalls in die Zwangsprostitution gezwungen. Schätzungen zufolge mussten 300 bis 500 Zwangsarbeiter pro Prostituierter arbeiten, während „arische“ Frauen und Jüdinnen von der Prostitution ausgeschlossen waren. 1944 waren nahezu 8 Millionen Zwangsarbeiter im Deutschen Reich beschäftigt, darunter zahlreiche, die in Berlin unter den unmenschlichen Bedingungen der Zwangsprostitution litten. Szepanskis Ausstellung läuft bis zum 6. April, der Eintritt ist frei.

Die Kunstinstallationen, einschließlich eines großen Rechtecks aus dünnen Stoffbahnen, nachgebildet von den Bauplänen, spiegeln die Abwesenheit sichtbarer Spuren dieser Ausbeutung wider. Fotografien des Stoffrechtecks auf dem Waldboden sollen die Leere über das Geschehene symbolisieren und reflektieren. Laut Szepanski helfen Wissen über die Ideologie der damaligen Zeit sowie Berichte von Zeitzeugen dabei, ein besseres Bild von der Realität der Bordell-Baracke zu zeichnen.