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Vom Kutscherhaus zur Villa: 130 Jahre Geschichte am Sachsenring!

Der Wandel der Villa am Sachsenring und ihrer Geschichte wird von verschiedenen Aspekten geprägt, die sich über mehr als ein Jahrhundert erstrecken. Heute ist das Gebäude an der Lothringer Straße von hohen Wohn- und Bürogebäuden umgeben und illustriert den tiefgreifenden Wandel des Kölner Stadtbildes. Ursprünglich wurde das Kutscherhaus, als Teil der Villa, vor rund 130 Jahren von Ella und Arnold von Guilleaume erbaut, um als Unterbringung für Pferde und Personal zu dienen. Entworfen wurde das Kutscherhaus im rheinischen Fachwerkstil vom Architekten Franz Brantzky.

Ella und Arnold von Guilleaume heirateten im Jahr 1890. Ella stammte aus der Bankiersfamilie Deichmann, während Arnold der Sohn des Inhabers der Firma „Felten & Guilleaume“ war. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Seil- und Kordelproduktion des Unternehmens. Die Villa am Sachsenring sollte nach dem Kutscherhaus gebaut werden. Allerdings wurde der Entwurf, der im Rahmen eines Wettbewerbs von Architekt Ernst von Ihne erstellt wurde, sowohl von den Bauherren als auch von Kaiser Wilhelm II. abgelehnt. In der Villa führte Ella von Guilleaume ein strenges Regiment und gab den Hausangestellten Aufgaben schriftlich.

Geschichtlicher Rückblick und Zerstörung

Im Jahr 1903 wurde das Palais mit 93 Gästen gefeiert, was den Wohlstand der Familie unterstrich. Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Familie jedoch mehrere Krisen, darunter die Beschlagnahmung der Villa durch englische Offiziere und die Hyperinflation in Deutschland. Ein weiterer Wendepunkt in der Geschichte der Villa ereignete sich 1942, als sie durch Bombenangriffe schwer beschädigt wurde und das Inventar größtenteils verloren ging.

In den 1950er Jahren ließ Arnolds Sohn Joachim die Ruine abreißen und ein neues Wohngebäude errichten. Das Kutscherhaus jedoch wurde restauriert und bis 1975 bewohnt. Teile der ursprünglichen Villa sind bis heute im neuen Gebäude erhalten geblieben, darunter ein alter Erker und ein zugemauertes Säulenportal.

Parallel zu dieser Geschichte beleuchtet ein Buch die Entwicklung der Firma Felten & Guilleaume in Köln, die aus einer kleinen Hanfseil- und Kordelwerkstatt um 1820 zu einem bedeutenden Kabel- und Technologiekonzern heranwuchs. Die Familie von Guilleaume erlangte nicht nur Wohlstand, sondern konnte auch luxuriöse Villen und Sommerresidenzen in Remagen und Wachtberg erwerben oder erbauen. Dazu zählen unter anderem Schloss Gudenau, das Jagdschloss Callmuth und Schloss Marienfels. Die Geschichte dieser Residenzen reicht teilweise bis ins 12. Jahrhundert zurück und sie wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts als Sommerresidenzen genutzt.

Das Buch vermittelt Einblicke in das Leben der Familie von Guilleaume, die seit 1900 in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen des Kaiserreichs verkehrte. Der darin beschriebene Lebensstil war für einfache Bürger unvorstellbar und dokumentiert zahlreiche kleine, amüsante und skurrile Geschichten im Kontext der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung dieser Zeit. Darüber hinaus ist das Buch mit über 600 Abbildungen reich illustriert und leistet einen Beitrag zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte des Rheinlandes, wie der Rathausverein berichtet.

Für weitere Informationen zur Geschichte der Villa am Sachsenring und deren Entwicklung können Interessierte den ausführlichen Bericht auf Kölner Stadt-Anzeiger nachlesen.