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In Görlitz steht die über 175-jährige Tradition des Waggonbaus vor einem grundlegenden Wandel. Das Unternehmen Alstom, das den Standort 2019 von Bombardier übernommen hatte, kündigte die Schließung des Waggonbaus für spätestens im Frühjahr 2026 an, wie am 30. Januar 2025 berichtet wurde. Der Waggonbau in Görlitz war seit seiner Gründung im Jahr 1849 für die Herstellung von Bahnwaggons, einschließlich Personenwagen und Doppelstockwaggons, bekannt und stellte in den 1990er Jahren auch ICE-Triebwagen her.
Die Übernahme des Werkes durch KNDS, einem Rüstungsunternehmen, steht bevor. KNDS plant, Teile für den Radpanzer Boxer in Görlitz zu fertigen. Das Unternehmen vermeldete erst kürzlich ein Auftragsplus von 130 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies könnte bedeuten, dass die aktuell 750 Arbeitsplätze im Waggonbau möglicherweise erhalten bleiben, obwohl vor zehn Jahren noch 2000 Menschen im Werk beschäftigt waren.
Geplante Pressekonferenz und Reaktionen
Am 5. Februar sind Alstom und KNDS zu einer Pressekonferenz eingeladen, an der auch Bundeskanzler Olaf Scholz und der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer teilnehmen werden. Die Verhandlungen zwischen den beiden Firmen über die Zukunft des Standorts liefen bereits, und das geplante Vorgehen stößt in der Region auf gemischte Reaktionen. Proteste gegen die Ansiedlung von KNDS sind bereits organisiert worden, unter anderem von einer rechtsextremen Gruppe.
Kritiker befürchten eine Militarisierung der Region und fordern stattdessen eine stärkere Investition in den Schienenverkehr, was die Diskussion um die zukünftige Ausrichtung des Standorts weiter anheizt. Der Waggonbau in Görlitz war in der Vergangenheit schon mehrmals in der Diskussion, so plante Bombardier bereits 2016 die Schließung ostdeutscher Werke, darunter Görlitz, was zu massiven Protesten führte. Auch Alstom selbst hatte 2021 einen Transformationsplan angekündigt, der 1300 Jobs in Deutschland kosten sollte, was die Situation zusätzlich verkompliziert hat.
Wie nd-aktuell berichtete, sind die Reaktionen auf die Übernahme von KNDS und die damit verbundenen Änderungen im Waggonbau sehr unterschiedlich, während Sächsische.de ebenfalls über die geplanten Entwicklungen und die Pressekonferenz informierte.