Ein neuer Stern am Himmel der urbanen Kunstszene erstrahlt in Bielefeld! An der Mindener Straße entsteht eine „Hall of Fame“, die Graffiti-Künstlern eine legale Plattform bietet, um ihre kreativen Visionen zu entfalten. Diese Initiative verwandelt den Grünzug unterhalb der Bahngleise in einen lebendigen Kultur- und Begegnungsort. Acht imposante Betonelemente, die bis zu drei Meter hoch und zwischen drei und zwölf Meter lang sind, bieten auf insgesamt 276 Quadratmetern Platz für farbenfrohe Kunstwerke. Die Stadt Bielefeld und der Verein hoch2 e.V. haben sich zusammengetan, um dieses Projekt zu realisieren. Wie die Stadt Bielefeld berichtet, wird dabei besonders darauf geachtet, den Baumbestand zu schützen.
Der Startschuss für die Bauarbeiten fiel am 6. November, und bis Ende November sollen alle Wände stehen. Doch die Geschichte dieser Hall of Fame ist eine von Geduld und Beharrlichkeit. Bereits 2019 beschloss der Stadtrat den Bau, doch die Umsetzung verzögerte sich immer wieder. Die Gründe? Eine Mischung aus pandemiebedingten Engpässen und bürokratischen Hürden. Ursprünglich sollte die Bielefelder Firma Goldbeck den Bau übernehmen, zog jedoch 2021 ihr Angebot zurück. Ein zweiter Bauträger konnte die Anforderungen nicht erfüllen, wie das Westfalen-Blatt berichtet.
Ein Treffpunkt für die Szene
Für die Graffiti-Szene in Bielefeld, die nach Schätzungen von Christian Müller vom Verein hoch2 etwa 50 Mitglieder zählt, ist die Hall of Fame ein lang ersehnter Treffpunkt. Müller betont, dass Bielefeld eine der wenigen größeren Städte ohne eine solche legale Sprühfläche ist. Die neuen Wände sollen nicht nur als Leinwand für künstlerischen Ausdruck dienen, sondern auch als Ort des Austauschs und der Gemeinschaft.
Doch die Verzögerungen haben auch Frustration ausgelöst. „Ich habe den Eindruck, dass das Projekt in der Verwaltung nicht mit Priorität bearbeitet wird“, äußerte Müller seine Bedenken. Die lange Wartezeit hat die Szene jedoch nicht entmutigt. Stattdessen nutzten die Künstler die Zeit, um mit einer Graffiti-Aktion in der Unterführung der Alfred-Bozi-Straße auf das Projekt aufmerksam zu machen. Diese farbenfrohen Werke erzählen die Geschichte der Hall of Fame und ziehen sich durch den gesamten Tunnel.
Narzissmus und Kunstfertigkeit
Graffiti ist mehr als nur Farbe an der Wand. Es ist ein Ausdruck von Narzissmus und Kunstfertigkeit, wie Müller erklärt. Für viele Sprayer ist es eine Möglichkeit, der oft tristen städtischen Umgebung etwas Eigenes entgegenzusetzen. „Man muss draußen so viel Werbung und hässliche Architektur ertragen. Manche denken sich: Jetzt sollen die anderen auch mal etwas von mir ertragen“, so Müller. Doch er betont auch die künstlerische Seite des Sprayens. „Wenn man legal sprühen darf, entstehen auch schönere Sachen, als wenn man es nachts macht.“
Die Hall of Fame in Bielefeld verspricht, ein Meilenstein für die lokale Kunstszene zu werden. Sie bietet nicht nur Raum für kreative Entfaltung, sondern auch eine Plattform für den Dialog und das Zusammenkommen der Menschen. Ein Projekt, das zeigt, wie Kunst Brücken bauen kann – zwischen Menschen, Kulturen und Generationen.