Mandy Jörgensen kämpft für bessere Hilfe für drogenabhängige Jugendliche
In Lübeck und Kiel wird ein emotionales Thema diskutiert, das viele Familien betrifft: die Suchtproblematik bei Jugendlichen. Mandy Jörgensen aus Ahrensbök hat eine bewegende Petition gestartet, um mehr Unterstützung für drogensüchtige junge Menschen in Schleswig-Holstein zu fordern. Ihr Sohn Bruce, der im vergangenen Jahr mit nur 20 Jahren an den Folgen seiner Drogenabhängigkeit verstorben ist, ist der Grund für ihr Engagement. „Er war mein einziges Kind“, sagt sie unter Tränen. Die Petition „Bessere Suchthilfe für Jugendliche und junge Erwachsene“ hat bereits 2053 Unterstützer gefunden, wie LN berichtet.
Der Petitionsausschuss hat sich nun mit dem Anliegen befasst und Mandy Jörgensen nach Kiel eingeladen. Dort durfte sie ihre bewegende Geschichte erzählen, während ihre Familie und Freunde sie unterstützten. Die Abgeordneten hörten aufmerksam zu und beschlossen, das Thema an den Sozialausschuss weiterzuleiten. „Das ist ein kleiner Teilsieg für uns“, äußerte sich Holger Jörgensen, der Ehemann von Mandy, nach der Sitzung. Die Hoffnung auf Veränderungen ist groß, denn die Schilderungen von Bruce’s Kampf gegen die Sucht sind erschütternd. Mit 14 Jahren begann er mit Cannabis, was schließlich zu einer verheerenden Abhängigkeit führte.
Ein erschütternder Bericht
Mandy Jörgensen schildert eindringlich, wie ihr Sohn trotz eines richterlichen Beschlusses nicht in die Kinder- und Jugendpsychiatrie eingewiesen werden konnte. „Es ist ja nur Cannabis“, wurde ihr von einer Ärztin gesagt, was sie als eine Bankrotterklärung der medizinischen Hilfe empfindet. Diese Aussage und die darauffolgenden Erlebnisse, als Bruce suizidale Gedanken äußerte und von Sanitätern abgewiesen wurde, zeigen die Dringlichkeit der Problematik. „Teenagern fällt es schwer, Gefahren abzusehen. Sie haben ein gut funktionierendes Gaspedal, aber keine Bremse“, erklärt sie. Diese Metapher verdeutlicht die Unfähigkeit junger Menschen, die Risiken ihrer Handlungen richtig einzuschätzen.
Die Abgeordneten reagierten betroffen auf die Schilderungen und stellten kritische Fragen zu den medizinischen Entscheidungen, die in Bruces Fall getroffen wurden. Warum wurden ihm hohe Mengen Benzodiazepine verschrieben, obwohl diese Medikamente leicht süchtig machen? Diese Fragen blieben jedoch größtenteils unbeantwortet, was die Abgeordneten verärgerte. „Wenn die Petition beim Ministerium eingeht, erwarte ich, dass man zu diesen Punkten hier sprechfähig ist“, forderte Annabell Krämer von der FDP.
Die Unterstützung der Gemeinschaft
Die Sitzung war nicht nur für die Familie Jörgensen emotional, sondern auch für die Zuhörer, die extra angereist waren, um ihre Unterstützung zu zeigen. Claudia Robrahn, eine Freundin der Familie, wies darauf hin, dass das Problem der hohen Verschreibungen von Benzodiazepinen bekannt sei und bereits an die Apothekenkammer weitergetragen wurde. Sebastian Todtenhöfer vom Verein Clic aus Lübeck betonte, dass es zwar viele gute Institutionen gibt, aber mehr Personal benötigt wird, um die Unterstützung für junge Menschen zu verbessern. „Ein suchtkranker Jugendlicher setzt sich nicht mit acht Rentnern, die Alkoholprobleme haben, zusammen“, sagte er und unterstrich die Notwendigkeit von spezifischen Selbsthilfegruppen für Jugendliche.
Die Geschichte von Mandy Jörgensen und ihrem Sohn Bruce ist ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft und die Politik, die Unterstützung für suchtkranke Jugendliche zu verbessern. Die Petition könnte der erste Schritt in eine Richtung sein, die vielen Familien helfen könnte, ähnliche Tragödien zu vermeiden. Mandy fordert mehr Aufklärung für Eltern, eine bessere Koordination der Hilfsangebote und vor allem mehr Therapieplätze für junge Betroffene. „Wir müssen verhindern, dass andere Familien das Gleiche durchleben müssen wie wir“, sagt sie entschlossen.