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In den letzten Monaten hat die Unzufriedenheit unter Landwirten in Deutschland wieder zugenommen, was sich in Protesten wie Treckerdemos und Autobahnblockaden niederschlug. Besonders im Cuxland haben zahlreiche Landwirte ihre Stimmen erhoben und ihre Sorgen über die wirtschaftliche Lage und politische Rahmenbedingungen zum Ausdruck gebracht. Eine aktuelle Studie der Universität Osnabrück zu den Motiven dieser Proteste beleuchtet die tiefere Verzweiflung in der Branche.
Die Ergebnisse zeigen ein besorgniserregendes Bild: Nur 40 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland gelten als wirtschaftlich stabil. 58 Prozent der Befragten haben Angst, ihren Lebensstandard nicht aufrechterhalten zu können. Eine wesentliche Ursache für diese Unsicherheiten sind die niedrigen Preise, die von der Lebensmittelindustrie und dem Einzelhandel für landwirtschaftliche Produkte gezahlt werden. Zudem empfinden 72 Prozent der Landwirte die steigenden gesellschaftlichen Anforderungen an Umweltschutz und Tierwohl als kaum erfüllbar.
Politische Unzufriedenheit und Herausforderungen
Die grundlegende Skepsis gegenüber der sozial-ökologischen Transformation sowie die bürokratische Überregulierung sind weitere Treiber der Unzufriedenheit. Lediglich 4 Prozent der Landwirte äußern sich zufrieden zur politischen Lage, während nur 11 Prozent der Bundesregierung Vertrauen schenken. Die Unberechenbarkeit politischer Rahmenbedingungen wird als erhebliches Risiko für langfristige Investitionen in der Landwirtschaft wahrgenommen, da gesetzliche Änderungen nicht im Einklang mit den erforderlichen Investitionszyklen stehen. Heino Klintworth, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Land Hadeln, fordert mehr Realismus und Verlässlichkeit vonseiten der Politik, da er die Doppelmoral kritisiert, Spitzenstandards in Deutschland zu verlangen und gleichzeitig importierte Produkte mit niedrigeren Standards zuzulassen.
Parallel zur Untersuchung und den Protesten führte die Universität Osnabrück eine Online-Befragung von rund 1.000 Landwirten zwischen März und Juni 2024 durch, ergänzt durch 34 Interviews mit Vertretern landwirtschaftlicher Interessensverbände und Landwirten. Diese sollten einen tiefergehenden Einblick in die aktuelle wirtschaftliche Situation und die Herausforderungen in der Landwirtschaft geben. Das ernüchternde Ergebnis zeigt, dass die Sorgen um die eigene Existenz und die Herausforderungen im wirtschaftlichen Alltag die Landwirte stark belasten.