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Im Jahr 2020 führten die Bundespolizei eine Großrazzia gegen Menschenschmuggel und Betrug mit vermeintlichen Leiharbeitern durch. Im Fokus der Ermittlungen stand ein metallverarbeitendes Unternehmen aus Gemünden, das mittlerweile abgewickelt wurde. Diverse Wohnungen in Gemünden, Lohr, Lauda-Königshofen und Ravensburg wurden dabei durchsucht.
Am Würzburger Landgericht wurde die Hauptverhandlung gegen fünf Angeklagte fortgesetzt. Ihnen wird vorgeworfen, 49 Fälle illegaler Beschäftigung von Arbeitern aus Moldawien und der Ukraine organisiert zu haben. Der Hauptangeklagte und Geschäftsführer des Unternehmens ist mittlerweile verstorben. Ein Verteidigeranwalt ist ebenfalls verstorben; der neue Anwalt sah seinen Mandanten zum ersten Mal während der Verhandlung. Ein weiterer Angeklagter hat kurzfristig den Anwalt gewechselt.
Verfahrensdetails und Anklagepunkte
Der Vorsitzende Richter Boris Raufeisen musste während der Anhörung die geladenen Zeugen abbestellen und die Verhandlung auf das Nötigste beschränken. Eine Fortsetzung der Verhandlung ist für Ende Januar geplant, bei der weitere Verständigungsgespräche stattfinden sollen. Zwei der Angeklagten gaben an, sich als unschuldig zu betrachten und nichts von den Vorwürfen zu wissen. Die Staatsanwältin verlas die Anklageschrift, was zwei Stunden in Anspruch nahm.
Die Angeklagten, die im Alter zwischen 38 und 49 Jahren sind und aus den Landkreisen Main-Spessart und Main-Tauber stammen, sollen in einem 2014 gegründeten metallverarbeitenden Betrieb in Gemünden illegal beschäftigte Arbeiter angeworben haben. Dabei wurde festgestellt, dass Sozialabgaben in Höhe von 103.000 Euro nicht gezahlt wurden. Die Anwerbung der Arbeiter in Moldawien und der Ukraine erfolgte über eine in Lauda-Königshofen gegründete Scheinfirma. Diese erhielt für die Arbeit 12 Euro pro Stunde, während die Arbeiter lediglich 7 bis 8 Euro erhielten. Zudem mussten diese eine Gebühr von 100 Euro sowie Mieten zwischen 100 und 200 Euro für ihre Unterkünfte zahlen. Insgesamt überwies das Gemündener Unternehmen 192.000 Euro an die Anwerber, von denen 77.000 Euro nachweislich von einer 38-Jährigen und ihrem 39-jährigen Ehemann behalten wurden.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, seit November 2018 in Absprache gehandelt zu haben und versuchte, die illegale Beschäftigung zu verschleiern. Dazu gehörten unter anderem der Einsatz gefälschter Identitäten und fingierter Werkverträge.
Menschenschmuggel ist ein ernstzunehmendes Problem, das als illegale Verbringung von Menschen über nationale Grenzen definiert wird. Laut Wikipedia unterscheidet sich dieser Begriff vom Menschenhandel, der auf Ausbeutung durch Gewalt oder Nötigung abzielt.