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Die Sebastiani-Prozession in Vilshofen zog am vergangenen Wochenende etwa 150 Gläubige an, die sich bei winterlichem Wetter auf den Weg durch die Donaugasse zum Stadtplatz machten. Mit dabei waren unter anderem der Vorsitzende der Vilshofener Bürgerschaft, Josef Königseder, seine Vorgängerin Elfriede Söldner sowie Stadtpfarrer Lothar Zerer. An dieser traditionsreichen Veranstaltung, die dem Gedenken an die Pestopfer dient, nahmen auch Stadträte, Bürgermeister Florian Gams und Altbürgermeister Hans Gschwendtner teil.
Der Gedenktag des Heiligen Sebastian, der am kommenden Montag in der katholischen Kirche gefeiert wird, hat eine lange Tradition. Der Heilige Sebastian stammte aus Mailand und war Kommandant der Leibgarde des römischen Kaisers Diokletian, wurde jedoch wegen seiner christlichen Überzeugungen verfolgt. Nachdem er zunächst mit Pfeilen durchbohrt überlebte, wurde er aufgrund seines Glaubens schließlich enthauptet. Als Nothelfer wird er besonders in Pestzeiten angerufen und gilt als Patron der Jäger, Soldaten und Steinmetze.
Die Tradition der Prozession
Sebastian wird oft als Soldat oder als von Pfeilen durchbohrter Märtyrer dargestellt. Diese Pfeile symbolisieren plötzliche Krankheiten, während die Pest als von Pestengeln verursacht galt. Seit dem 17. Jahrhundert wird er als Pestpatron verehrt. Um die Tradition der Prozession zu Ehren des Heiligen Sebastian aufrechtzuerhalten, wurde 1710 die Vilshofener Bürgerbruderschaft gegründet. Nach der Prozession fand eine Andacht in der Stadtpfarrkirche sowie eine Hauptversammlung der Bruderschaft statt.
Die Verehrung des Heiligen Sebastian geht auf seine Rolle als Schutzpatron gegen die Pest zurück. Ihm wird nachgesagt, dass seine Fürbitte die Justinianische Pest im oströmischen Reich des 6. Jahrhunderts zum Erliegen brachte. Bei wiederkehrenden Pestwellen in Europa suchten die Menschen seine Hilfe, was zur Bildung von Sebastianischen Bruderschaften führte, die bis heute bestehen. Wie Pfarrverband Vilshofen berichtete, hält die Bürgerbruderschaft in Vilshofen die Tradition der Prozession weiterhin aufrecht.