
Im Harz ermittelt die Justiz gegen 16 Jugendliche und junge Erwachsene. Ihnen wird vorgeworfen, Männer nach Ilsenburg gelockt und angegriffen zu haben. Dabei nutzten die Beschuldigten falsche Online-Profile eines nicht existierenden 13-jährigen Mädchens zur Identifikation angeblicher Pädophile. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Halberstadt, Hauke Roggenbuck, gab bisher keine weiteren Informationen zu den Ermittlungen bekannt.
Mitte Januar fanden mehrere Hausdurchsuchungen bei den 16 Beschuldigten im Kreis statt, in deren Verlauf auch Beweismittel sichergestellt wurden. Den Beschuldigten werden schwerwiegende Straftaten wie gefährliche Körperverletzung und Raub vorgeworfen. Bislang sind zwei Opfer bekannt, die nicht aus Sachsen-Anhalt stammen; es handelt sich um Männer im Alter von 55 und 60 Jahren aus Nordrhein-Westfalen. Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass die Jugendlichen auch anderen Männern, die sie für Pädophile hielten, aufgelauert und diese angegriffen haben. Die Kommunikation zwischen den Beschuldigten und den Opfern erfolgte über WhatsApp, wie [MDR](https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/harz/ermittlungen-jugendliche-pruegelbande-100.html) berichtete.
Hintergrund zu ähnlichen Vorfällen
Die Vorwürfe gegen die Jugendlichen kommen zu einer Zeit, in der die Gesellschaft zunehmend von Sexualstraftaten an Kindern erschüttert ist. Laut der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) steigen die Zahlen der angezeigten Fälle kontinuierlich an. Es gibt wachsende Zweifel an der Effektivität der staatlichen Strafverfolgung in diesem Bereich. In diesem Kontext agieren auch private Gruppierungen wie die „Einhorncrew“, die als „Pedo-Hunter“ auftreten und behaupten, Kindesmissbrauch zu verhindern, wie [LTO](https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/sexueller-missbrauch-kinder-pedo-hunter-paedophilie-kinderschaender) feststellt.
Die „Einhorncrew“ steht in der Kritik, insbesondere aufgrund von Verbindungen zu rechten Gruppierungen und problematischen Äußerungen. Private Pädophilenjäger versuchen, mutmaßliche Täter der Strafverfolgung zuzuführen, häufig indem sie sich in Chats als Minderjährige ausgeben. Diese Aktionen sind rechtlich problematisch und können zu strafrechtlichen Konsequenzen führen. Die Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, betont die Notwendigkeit von professionellen und rechtsstaatlichen Ermittlungen, um Kinder effektiv vor sexualisierter Gewalt zu schützen.