
Die ostdeutsche Glasindustrie steht vor großen Herausforderungen, wie aktuelle Meldungen deutlich machen. Die Glasmanufaktur Brandenburg (GMB) in Tschernitz hat Kurzarbeit angemeldet, betroffen sind rund 300 Mitarbeiter. Als einziger Hersteller von Solarglas für Photovoltaikmodule in Europa plant GMB, die Produktion ab März 2025 vorübergehend bis Juni vollständig herunterzufahren. Grund für diese Maßnahme sind mangelnde Aufträge sowie hohe Energiekosten, unter denen die Branche leidet, da die Temperaturen für die Glasproduktion zwischen 1600 und 1700 Grad Celsius liegen.
Ein Großkunde von GMB, die Firma Meyer Burger, hat ihr Werk in Freiberg aufgegeben. Die Geschäftsführung von GMB zeigt sich jedoch optimistisch und hofft auf eine Wiederaufnahme der Produktion im Laufe des Jahres. Auch die Saint-Gobain in Torgau hat Kurzarbeit für 60 Mitarbeiter angemeldet, während die Produktion Ende 2024 heruntergefahren werden soll. Darüber hinaus plant Ardagh Glass Packaging Deutschland die Schließung des Glaswerks in Drebkau, was 163 Mitarbeiter betrifft. Landrat Harald Altekrüger sieht die Glasindustrie in der Lausitz in Gefahr und fordert politische Unterstützung für die Branche.
Zukunftsperspektiven der Glasindustrie
Die Glasindustrie muss sich zudem der Dekarbonisierung stellen, die bis 2045 umgesetzt sein muss. Der Bundesverband Glasindustrie (BV Glas) äußert sich pessimistisch über die Konjunktur und den Geschäftsklimaindex für Januar 2025, der bei 76 Punkten liegt, während der Wert 2021 bei 100 Punkten lag. In den ersten drei Quartalen 2024 ist die Flachglasproduktion um 11,5 Prozent gesunken und der Umsatz um 16 Prozent gefallen. Dies geht einher mit einem Rückgang der Nachfrage nach Basis-Flachglas sowohl im Inland als auch im Ausland, was auch durch die gesunkenen Baugenehmigungen in Deutschland um 17,5 Prozent von Januar bis November 2024 verstärkt wird.
Ein weiteres Anliegen für die Branche ist die Umstellung auf CO2-neutrale Produktionsprozesse bis 2045, wie auf gebaeudehuelle.net berichtet wurde. Angesichts der Klimakrise und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen steht die Flachglasbranche unter Druck, auf erneuerbare Energien und neue Technologien umzusteigen. Derzeit werden in Deutschland jährlich bis zu 7,4 Millionen Tonnen Glas produziert, wobei 75 Prozent des Energiebedarfs durch Erdgas gedeckt werden. Die jährlichen CO2-Emissionen belaufen sich auf 3,9 Millionen Tonnen aus emissionshandelspflichtigen Anlagen.
Technologische Entwicklungen sind erforderlich, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Beispielsweise wird Wasserstoff als Brennstoff für die Floatglas-Herstellung in Projekten getestet, und hybride Schmelzwannen könnten bis zu 80 Prozent der Energie elektrisch beziehen, wobei der Rest durch Wasserstoff erhitzt wird. Diese Maßnahmen könnten potenziell die CO2-Emissionen um bis zu 75 Prozent senken, doch es bestehen noch Fragen zur Versorgung mit grünem Wasserstoff und dessen Wirtschaftlichkeit.