Europa

Papst Franziskus: Ein Leben für die Marginalisierten – Trauer um den Reformator

Der charismatische Papst, der die Stimme der Marginalisierten erhob, ist im Alter von 88 Jahren verstorben.

Papst Franziskus, der argentinische Pontifex, der das Schicksal der weltweit am stärksten marginalisierten Menschen ins Zentrum der römisch-katholischen Kirche rückte, ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Nachricht kam direkt aus dem Vatikan und erschütterte die Gläubigen weltweit.

Mit seinem freundlichen Auftreten und seiner Fähigkeit, die Botschaft des Christentums zu verbreiten, gelang es Franziskus, die katholische Kirche in einer Zeit wachsender Enttäuschung über die Institution zu revitalisieren. Diese war in zahlreiche Skandale verwickelt, sowohl finanzieller als auch sexueller Natur.

Ein Leben für die Benachteiligten

Von 2013 bis 2025 führte Franziskus die Kirche und schaffte es, die opaken Strukturen des Vatikans zu durchbrechen. Er stellte die Anliegen der einfachen Menschen in den Vordergrund und machte auf die Not der Armen und der Gefangenen aufmerksam. Seine Worte waren oft eine scharfe Kritik an der Machtmissbrauch innerhalb der Kirche und an der Ungerechtigkeit in der Gesellschaft.

Die Wende in seinem Ton war ein radikaler Bruch mit seinem Vorgänger Benedikt XVI., der die Gläubigen der Kirche als die wichtigsten Stützen ansah. Franziskus hingegen wandte sich den Bedürftigen zu, ohne jedoch grundlegende Änderungen in der Lehre der Kirche zu vollziehen. Themen wie die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare oder die Weihe von Frauen blieben unter seiner Führung tabu.

Seine Schritte zur Öffnung der Kirche stießen sowohl bei Traditionalisten auf Widerstand als auch bei progressiven Kräften auf Kritik, die sich mehr Veränderungen wünschten.

Franziskus wurde 1936 als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires geboren, seine Eltern waren Einwanderer aus Italien, die vor dem faschistischen Regime flüchteten. Er wuchs in einem Umfeld auf, das ihn mit religiöser Pluralität und sozialen Ungleichheiten konfrontierte – zwei Faktoren, die seine späteren Ansichten prägten.

Sein Werdegang war alles andere als gewöhnlich: Bevor er 1969 Priester wurde, arbeitete er als Chemietechniker und sogar als Türsteher in einem Nachtclub. Seine Leidenschaft für den Tango war bekannt, aber die schnellere Musik, die Milonga, war sein Favorit.

Ein Papst der Brüche

Die Wahl von Franziskus im Jahr 2013 war ein Schock für die katholische Welt. Er wurde der erste nicht-europäische Papst seit 1.282 Jahren und der erste Führer aus dem Globalen Süden, wo die Mehrheit der Christen lebt. Seine Wahl stellte einen bedeutenden Schritt in der Geschichte der Kirche dar.

Franziskus brach mit Traditionen: Anstatt die Menschen zu segnen, bat er sie, für ihn zu beten. Er wählte eine bescheidene Unterkunft im Domus Santae Marthae und fuhr lieber in einem Fiat als in einem luxuriösen Mercedes. „Seid Hirten mit dem Geruch der Schafe“, rief er den Priestern zu und forderte sie auf, sich von der Pracht und dem Glanz der Hierarchie zu distanzieren.

Sein erstes Auslandsreise führte ihn nach Lampedusa, wo er den Opfern des Mittelmeers gedenkte, die auf der Flucht nach Europa ihr Leben verloren hatten. Er kritisierte auch die Politik von Donald Trump zur Grenzsicherung und stellte sich gegen Vorurteile gegenüber Muslimen.

Franziskus war der erste Papst, der die Arabische Halbinsel besuchte, und unterzeichnete ein Dokument mit dem Großimam von Al-Azhar, das religiösen Fundamentalismus ablehnte und zur Nächstenliebe aufrief.

Die dunkle Geschichte der sexuellen Missbrauchsskandale in der Kirche prägte ebenfalls seine Amtszeit. 2019 hob er das „pontifikale Geheimnis“ für Fälle sexueller Gewalt auf und führte klare Regeln für die Meldung von Missbrauchsfällen ein. Trotz dieser Maßnahmen gab es immer wieder Kritik, dass er nicht weit genug ging.

„Wer bin ich, um zu urteilen?“ Diese berühmten Worte von 2013 markierten einen Wendepunkt in der Haltung der Kirche gegenüber Homosexualität. Franziskus befürwortete gleichgeschlechtliche zivile Partnerschaften, blieb jedoch gegen die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und Abtreibung.

Seine Zeit als Papst war geprägt von einem ständigen Spannungsfeld zwischen konservativen und progressiven Kräften, die beide seine Reformen unterschiedlich bewerteten. Trotz aller Herausforderungen bleibt sein Erbe das eines Papstes, der die Kirche in eine neue Richtung lenken wollte, ohne die bestehenden Strukturen zu zerreißen.