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Der Prozess um den Tod eines schwerbehinderten 23-Jährigen in Wilhelmshaven beschäftigt derzeit das Landgericht Oldenburg. Angeklagt ist die 57-jährige Mutter des Opfers, die die Tötung vor Gericht gestanden hat. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr heimtückischen Mord vor, was eine der zentralen Fragen der Verhandlung darstellt: Erfüllt das Vorgehen der Angeklagten das Mordmerkmal der Heimtücke?
Die tragischen Ereignisse fanden im Juni 2023 in einem abgedichteten Wohnwagen statt, in den sich die Angeklagte mit ihrem Sohn zurückzog. Dort entzündeten sie einen Holzkohlegrill, dessen Rauch den 23-Jährigen tötete, während die Mutter wieder zu Bewusstsein kam. Hintergrund der Tat ist die Verzweiflung der Mutter, die keine Perspektive mehr für sich und ihren hilfsbedürftigen, teils aggressiven Sohn sah.
Prozessverlauf und Gutachten
Der Prozess begann am 21. Januar 2025, wobei Plädoyers und das Urteil ursprünglich für den 28. Januar 2025 angesetzt waren. Aufgrund eines Antrags auf ein weiteres Gutachten wurde dieser Termin jedoch verschoben. Die Verteidigung beantragte ein psychiatrisches Gutachten, um die geistigen Fähigkeiten des Sohnes zu klären und festzustellen, ob er in der Lage war, arglos zu sein. Das Gutachten könnte entscheidend für die Bewertung der Mordabsicht sein.
Die Staatsanwaltschaft legte dar, dass die Mutter ihrem Sohn ein Beruhigungsmittel verabreichte, bevor die Tat geschah. Ein Notruf der Mutter, in dem sie den Tod ihres Sohnes meldete, wurde vor Gericht abgespielt. Nach der Tat wurde die Mutter in die Psychiatrie gebracht, wo sie von traumatischen Erlebnissen, Alpträumen und Suizidgedanken berichtete. Ein Gutachten bescheinigte der Angeklagten eine Anpassungsstörung, was eine erheblich verminderte Schuldfähigkeit in Betracht zieht.
Die nächsten Verhandlungstermine sind bereits festgelegt worden, um Psychiater und Bezugspfleger zu befragen, und der Prozess wird am 7. Februar fortgesetzt. Bei einer Verurteilung wegen Mordes droht der Angeklagten eine lebenslange Haftstrafe. Ein Urteil könnte im Februar 2025 fallen, wie NDR berichtete.
Zusätzlich berichtete n-tv über die Details der Beweisaufnahme und den psychologischen Hintergrund der Angeklagten, die in der Vergangenheit mit schweren persönlichen und psychischen Belastungen zu kämpfen hatte.