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Unkastrierte Freigänger-Katzen stellen ein zunehmendes Problem dar, das zu einer exponentiellen Vermehrung führender Tierpopulationen beiträgt. Der Deutsche Tierschutzbund schätzt, dass aus einer einzelnen Katze innerhalb von zehn Jahren bis zu 200 Millionen Nachkommen entstehen können. Die Paarungszeit der Katzen beginnt in der Regel mit dem Anstieg der Temperaturen und der Verlängerung der Tage, meist ab März. Katzenbabys, die in dieser Zeit gezeugt werden, kommen etwa in der ersten Aprilwoche zur Welt.
Das Hauptproblem stellt die unkontrollierte Vermehrung dar, die sowohl von Freigängern als auch von nicht kastrierten Wohnungskatzen ausgeht. Unkastrierte Tiere erzeugen wildlebenden Nachbarn, was zu ungewolltem Katzennachwuchs führt, der entweder wild geboren wird oder ausgesetzt wird. Juliane Mathes vom Tierschutzverein Sternberger Seenland betont die Dringlichkeit der Kastration von Freigängern, um die wachsende Katzenpopulation einzudämmen.
Kastrationspflicht für Freigängerkatzen
Tierschutzvereine wie Vier Pfoten und der Tierschutzverein Südthüringen e. V. setzen sich für eine Kastrationspflicht ein, um die Streunerkatzenpopulationen rechtzeitig zu regulieren. Im Rahmen eines Humansponsoring-Projekts besuchte Pro Humanis den Tierschutzverein Südthüringen, der intensiv gegen Tiervernachlässigung und unkontrollierte Katzenvermehrung kämpft. Monika Hahn, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins, appelliert an die Kommunen, Katzenschutzverordnungen in ihre Satzungen aufzunehmen. Eine Kastration sei eine entscheidende Maßnahme, um das Problem der Kätzchenpopulation wirksam anzugehen.
Besonders in Regionen wie Ludwigslust-Parchim gibt es bislang keine Kastrationsverordnung. Tierschützer kämpfen dafür, diese Maßnahme umzusetzen, um die Tiere besser zu schützen. Tierschutzorganisationen setzen Lebendfallen ein, um die Tiere zu erfassen, ihre Besitzverhältnisse zu klären und gegebenenfalls kastrieren zu können. Der Tierschutzverein Sternberger Seenland führt jährlich rund 300 Tiere durch, darunter verletzte Fundtiere oder ausgesetzte Kitten, und betreibt ein kleines privates Katzenheim, in dem derzeit 20 Tiere ein neues Zuhause suchen.
Während die Kastration aktuell und insbesondere zu Beginn des Jahres durchgeführt werden kann, hoffen Tierschutzvereine auf ein Kastrationsgesetz, das eine Pflicht zur Kastration und Registrierung für Katzen mit Freigang beinhaltet. Auf der Webseite des Deutschen Tierschutzbundes sind bereits Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern aufgeführt, wo eine Kastrationspflicht besteht, während laufende Initiativen noch auf Unterstützung und Umsetzung warten.
Im Hinblick auf die Lebensbedingungen für Streunerkatzen, die häufig unterernährt, verletzungsgefährdet und krank sind, betonen Tierorganisationen die Notwendigkeit von Kastrationen als eine humanitäre und notwendige Maßnahme. Streunerkatzen leben oft nur wenige Jahre, während Hauskatzen eine Lebenserwartung von 12 bis 15 Jahren erreichen können.