
Am 3. Februar 2025 wurde im Hotel Glockenspitze in Altenkirchen eine Diskussionsrunde zur Gesundheitsversorgung im Wahlkreis 196 Neuwied abgehalten. Die Veranstaltung wurde von der Bürgerinitiative „Gute Gesundheitsversorgung im Raiffeisenland“ organisiert und zog rund 80 Zuhörer an.
Die über dreieinhalbstündige Diskussion brachte Podiumsteilnehmer zusammen, darunter Michael Wäschenbach (CDU), Jan Hellinghausen (SPD), Thorben Thieme (Bündnisgrüne), Dr. Klaus Kohlhas (FDP) und Julia Eudenbach (Die Linke). Ein zentraler Konsens war die Notwendigkeit einer Grund- und Notfallversorgung in der Region. Hellinghausen wies auf die Wichtigkeit von Chirurgie- und Innere Medizin-Abteilungen in kleineren Krankenhäusern hin, während Wäschenbach eine „Entökonomisierung“ im Gesundheitswesen forderte.
Forderungen und Vorschläge zur Verbesserung
Thieme sprach sich für eine rund um die Uhr verfügbare Anlaufstelle aus. Kohlhas kritisierte die Rettungsdienstzeiten und plädierte für die Stationierung eines zweiten Rettungstransportwagens in Altenkirchen. Eudenbach betonte die Dringlichkeit für Schlaganfallpatienten, eine „Stroke Unit“ schnell zu erreichen.
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Rolle von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), die als Ergänzung zu Krankenhäusern betrachtet werden sollten. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass das Fallpauschalenprinzip (DRG-Entgeltsystem) überholt sei. Eudenbach schlug eine „Krankenkasse für alle“ vor, während Hellinghausen die Rekommunalisierung von Krankenhäusern forderte.
Zusätzlich wurde der Fachkräftemangel als zentrales Problem identifiziert, insbesondere in Anbetracht der Schließung des Krankenhauses in Altenkirchen. Vorschläge zur Verbesserung umfassten unter anderem bessere Gehälter, Arbeitszeitmodelle und mehr Kita-Plätze. Auch das Thema der Studienplätze für Medizinstudenten in Rheinland-Pfalz wurde angesprochen. Die Planungen zum Neubau des Westerwaldklinikums in Müschenbach führten zu unterschiedlichen Meinungen, wobei Wäschenbach und Thieme den Ausbau des Krankenhauses in Altenkirchen befürworteten. Eudenbach warnte vor Flächenverlust für die Landwirtschaft bei Neubauprojekten.
Die Diskussion wurde von Corina Simmerkuß eröffnet und von Dr. Gunnar Lindner moderiert. Der Direktkandidat Carsten Zeuch (Freie Wähler) nahm nicht an der Veranstaltung teil.
In einem ähnlichen Kontext äußerte sich Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, zu den Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem. Er forderte mutige Reformen, um die medizinische Versorgung zu sichern. Unter anderem sprach er sich für mehr Präventionsmaßnahmen und eine bessere Koordination der Patientenversorgung aus. Viele Patienten seien oft allein gelassen bei der Organisation ihrer Behandlung, was die Notwendigkeit einer einheitlichen Hausarztpraxis unterstreiche, die die Koordination übernehme. Reinhardt hob die Bedeutung der Entbürokratisierung hervor und schlug vor, Bürokratie im Gesundheitswesen um mindestens 10 Prozent pro Jahr zu senken.
Weitere Vorschläge umfassen eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel sowie Maßnahmen zur Integration von Ruhestandsärzten in die Patientenversorgung, um die Situation im Gesundheitssystem zu verbessern.
AK-Kurier berichtete über die Diskussionsrunde zur Gesundheitsversorgung in Altenkirchen und die Bundesärztekammer thematisierte die dringenden Reformen im Gesundheitssystem.