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In Deutschland steht das Thema der Strafmündigkeit von Kindern und Jugendlichen aktuell im Fokus. CDU-Ministerin Katja Gentges fordert eine wissenschaftliche Überprüfung des Strafmündigkeitsalters, das seit 1923 bei 14 Jahren festgelegt ist. Gentges betont, dass die Gesellschaft sich verändert hat und Kinder sowie Jugendliche heute anders dastehen als noch vor 100 Jahren. Experten wie Ralf Kusterer von der Deutschen Polizeigewerkschaft berichten von einem Anstieg der Tatverdächtigen unter 14 Jahren, besonders bei Aggressions- und Gewaltdelikten. Im Jahr 2023 wurden über 104.000 tatverdächtige Kinder unter 14 Jahren ermittelt, was einen Anstieg von 12% im Vergleich zum Vorjahr und 43% im Vergleich zu 2019 darstellt, wie [Deutschlandfunk](https://www.deutschlandfunk.de/strafmuendig-kinder-jugendkriminalitaet-100.html) berichtete.
Die Diskussion über die Strafmündigkeit wird auch ausgelöst durch einen tragischen Vorfall in Stuttgart, bei dem ein 13-Jähriger einen 12-Jährigen vor eine einfahrende Tram geschubst hat, was zum Tod des Kindes führte. Der 13-Jährige wurde an das Jugendamt überstellt und es konnte keine Absicht nachgewiesen werden, das Kind vor die Bahn zu stoßen. Gentges fordert, dass in Fällen wie diesen auch gegen den Willen der Eltern eine qualifizierte staatliche Ansprache für jüngere Menschen möglich sein sollte. Dies ist umso drängender, da die Justiz keine Einflussmöglichkeiten bei unter 14-Jährigen hat; die Staatsanwaltschaft ist bei strafunmündigen Kindern zu keiner Ermittlungen befugt.
Entwicklung der Jugendkriminalität
Trotz der hohen Zahl tatverdächtiger Kinder weisen Kriminologen darauf hin, dass die aktuellen Zahlen im Vergleich zu vor 25 Jahren niedrig sind. Der Anstieg wird teilweise auf das Ende der Corona-Einschränkungen und die damit verbundenen psychischen Belastungen der jugendlichen Bevölkerung zurückgeführt. Zudem gibt es einen Mangel an Unterstützungsangeboten und lange Wartezeiten auf Therapieplätze, die ebenfalls als Faktoren für das Ansteigen der Kriminalität angesehen werden. Die Diskussion um die Absenkung des Strafmündigkeitsalters nahm an Fahrt auf, nachdem Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul, Verantwortung für jüngere Straftäter forderte. Unterdessen kritisieren Gegner dieser Maßnahmen, wie die Grünen und die Gewerkschaft der Polizei, dass eine Absenkung des Alters nicht die Lösung sei und plädieren stattdessen für mehr Bildungs- und Teilhabeangebote, um der Problematik entgegenzuwirken, wie [Main-Echo](https://www.main-echo.de/region/kreis-main-tauber/gentges-strafmuendigkeit-untersuchen-art-8444351) berichtete.
Die Debatte wird durch die Unterstützung der FDP-Fraktion und die Hinweise von Experten, dass die Kinder bei ihrem Verhalten oft wissen, dass sie nicht belangt werden können, weiter angeheizt. Jugendrichterin Maria Kleimann und Pädagoge Burak Yilmaz betonen ebenfalls die Notwendigkeit für strukturelle Verbesserungen statt einer Senkung des Strafmündigkeitsalters.